Damaskus - Zwischen Syrien und dem Libanon bahnt sich eine überraschende Wende an. Der syrische Präsident Bashar al-Assad und der libanesische Regierungschef Saad Hariri kündigten bei einem Treffen am Samstag in Damaskus den Ausbau "privilegierter" und "strategischer" Beziehungen zwischen beiden Ländern an, wie die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete. Beide Seiten wollten ein neues Kapitel in ihren Beziehungen aufschlagen.

Das Gespräch sei konstruktiv und die Atmosphäre freundschaftlich gewesen, sagte eine Mitarbeiterin von Assad nach der dreistündigen Unterredung. Zwischen den beiden Politikern sei "das Eis gebrochen" .

Die Annäherung ist umso bemerkenswerter, als Hariri Syrien vorwirft, hinter dem Mordanschlag auf seinen Vater, den ehemaligen libanesischen Premier Rafik al-Hariri, am 14. Februar 2005 in Beirut zu stecken. Mit Hariri starben weitere 22 Menschen. Syrien weist die Anschuldigungen von sich.

Laut einer Uno-Untersuchungskommission ist ein "kriminelles Netzwerk aus Einzelpersonen" für den Mord an Hariri verantwortlich. Seit März tagt in Den Haag ein Sondertribunal. Verdächtigt werden unter anderen vier prosyrische Generäle im Libanon.

Wütende Proteste im Libanon, aber auch der Druck der internationalen Gemeinschaft hatten Syrien wenige Monate nach dem Attentat gezwungen, seine während des Bürgerkriegs in den 1970er-Jahren entsandten Truppen aus dem Libanon abzuziehen .

Erst seit wenigen Monaten unterhalten Syrien und der Libanon volle diplomatische Beziehungen. Syrien hatte den kleineren Nachbarn bisher stets als Schöpfung der vormaligen Mandatsmacht Frankreich betrachtet. (AFP, Reuters, dpa, red/DER STANDARD, Printausgabe, 21.12.2009)