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Die "Alinghi 5" vor Genua im Einsatz. 1000 Quadratmeter Segelfläche ermöglichen dem neuen Katamaran der Titelverteidiger aus der Schweiz Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h.

Foto: EPA/LUCA ZENNARO

Wien - Der America's Cup verlässt den Gerichtssaal, geht wieder aufs Wasser. Vergangene Woche bestimmte das New Yorker Gericht, vor dem sich Titelverteidiger Alinghi und das US-Team BMW Oracle seit zweieinhalb Jahren erbittert bekämpften, dass es ab dem 8. Februar 2010 zum Duell zwischen den Teams des Biotech-Unternehmers Ernesto Bertarelli und des Software-Tycoons Larry Ellison kommen wird. Und zwar vor Valencia, wo der Cup 2007 zum 32. Mal ausgesegelt worden war. Damit wurde ein letzter Einspruch von Alinghi abgewiesen. Die Schweizer wollten die Serie "best of 3" in den Emiraten vor Rash al-Khaimah austragen.

Da sich die Streithähne nicht auf ein Regelwerk für die 33. Auflage der Regatta einigen konnten, muss es laut der "Deed of Gift", der Stiftungsurkunde des traditionsreichsten Segelrennens, zu diesem direkten Duell kommen - einem Duell, das es in der 158-jährigen Geschichte des Cups bis dato nur einmal gegeben hat. 1988 unterlag das neuseeländische Riesenboot KZL 1 dem US-Katamaran von Dennis Conner klar.

Russell Coutts, Segel-Superstar und Teamchef von BMW Oracle, der 2003 für Alinghi den Cup gewann, begrüßte den Spruch des Gerichts. "Ich weiß, dass der Prozess eine hässliche Sache war", sagte der Neuseeländer. "Aber nun werden wir endlich wieder auf dem Wasser sein. Mit den coolsten Segelmaschinen, die dieser Planet jemals gesehen hat. Die Rennen werden mit Sicherheit äußerst spektakulär werden."

Da die Stiftungsurkunde nur die Wasserlinie der Yachten festlegt (27 Meter Länge), haben sich Alinghi und BMW Oracle in den vergangenen eineinhalb Jahren ein hochtechnisiertes Designrennen um das schnellste Boot geliefert. Das Resultat der Millionenschlacht sind zwei gigantische Mehrrumpfboote, die als die schnellsten Segler der Welt gelten.

Der US-Trimaran BOR 90 ist 27 Meter breit, 30 Meter lang und mit einem 58 Meter hohen Mast bestückt, der ein neuartiges Flügelsegel trägt, das im Prinzip wie eine Flugzeugtragfläche funktioniert. Die Alinghi 5, 27 Meter breit, 35 Meter lang, ist ein gewaltiger Katamaran, der mit einem herkömmlichen Segeltuch ausgestattet ist. Fläche: 1000 Quadratmeter. Die Boote sollen mit bis zu 80 Kilometern pro Stunden buchstäblich über das Wasser fliegen können.

Wer Wind sät

Da die Yachten bis zu 200 Millionen Euro gekostet haben sollen, wird vermutet, dass Alinghi und BMW Oracle noch über eine Ausweitung der Serie auf maximal sieben Rennen verhandeln werden. Zudem werden die Teams sicher darüber streiten, bis zu welcher Windstärke gesegelt werden kann. Alinghi hatte den Arabischen Golf favorisiert, weil ihr Katamaran wohl am besten in Winden um die 15 Knoten segelt, während das US-Boot auch mit größeren Windstärken gut zurechtkommt. So, wie sie eben vor Valencia im Februar vorkommen sollen.

Wer das Duell für sich entscheidet, wird auch die Regeln für den nächsten America's Cup bestimmen können. Coutts erklärte, dass sein Team wieder eine Herausforderer-Regatta mit kleineren Einrumpfern favorisiere. "Der Cup war immer ein Rennen der Herausforderer. Die Mehrrumpfer sind spektakulärer, aber auch viel teurer." Alinghi will dagegen auch künftig auf Katamarane setzen. (Ingo Petz, DER STANDARD Printausgabe 21.12.2009)