Guatemala-Stadt - Auf Anordnung des Amerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte muss Guatemala den Hinterbliebenen eines Bürgerkriegsmassakers drei Millionen Dollar (2,09 Mio. Euro) Entschädigung zahlen. Das Gericht urteilte am Montag, dass die guatemaltekische Regierung es versäumt habe, das berüchtigte Massaker von Dos Erres aus dem Jahr 1982 nicht aufgeklärt zu haben. Innerhalb von drei Tagen töteten damals Spezialkräfte des Militärs mehr als 200 indigene Dorfbewohner auf besonders brutale Weise.

Das Urteil sei eine starke Botschaft, sagte die guatemaltekische Menschenrechtsbeauftragte Ruth del Valle der Nachrichtenagentur Reuters. Sie bestätigte, dass die Regierung die Entschädigung zahlen werde.

Das Massaker von Dos Erres ist zum tragischen Sinnbild eines der gewaltsamsten Konflikte in Lateinamerika geworden: Eine von den Vereinten Nationen eingesetzte Wahrheitskommission kam zu dem Schluss, dass Soldaten bei dem Massaker Babys gegen Bäume und Mauern geworfen hatten. Die Erwachsenen wurden in einer Kirche eingesperrt und später ebenfalls getötet.

Während des 36-jährigen Bürgerkriegs, in dem das Militär eine linke Guerilla bekämpfte, starben in dem relativ kleinen mittelamerikanischen Land etwa 250.000 Menschen, die meisten von ihnen waren Indios vom Stamm der Maya. Die juristische Aufarbeitung der Gräueltaten kommt nur schleppend vorwärts.

Vor kurzem wurde erstmals ein früherer Oberst wegen der Verschleppung und Ermordung von acht Bauern zu einer Haftstrafe von 53 Jahren verurteilt. Ansonsten sind aber kaum Militärs oder Politiker zur Rechenschaft gezogen worden. Der damalige Diktator Efrain Rios Montt sitzt trotz zahlreicher Völkermordsvorwürfe aus dem In- und Ausland noch heute unbehelligt im guatemaltekischen Kongress und genießt Immunität. (APA)