Wien - Der Vorstandschef derRaiffeisen Zentralbank RZB, Walter Rothensteiner, erwartet für 2009 ("Das Wort außergewöhnlich ist für dieses Jahr ein Hilfsausdruck" ) einen Vorsteuergewinn von 600 Mio. Euro - und damit so gut wie keine Veränderung zu 2008. Der Nettogewinn könnte freilich höher ausfallen, im Vorjahr blieben unterm Strich rund 48 Mio. Euro netto übrig. Der "Hilfsausdruck außergewöhnlich" passt auch auf die Wertberichtigungen und Risikovorsorgen, die das Spitzeninstitut des Raiffeisensektors bilden wird: rund 2,2 Mrd. Euro (nach 1,15 Mrd. Euro), ein bisher nie da gewesener Wert in der RZB.

Das Betriebsergebnis wird laut Rothensteiner 2,4 Mrd. Euro betragen, für 2010 rechnet er mit "leichtem Wachstum" . Zum Dauerbrenner-Kapitel Eigenkapital (die RZB hat sich 1,75 Mrd. Euro Partizipationskapital vom Staat geholt; die Kernkapitalquote liegt bei 8,5 Prozent) meinte der Bankchef, er werde "nächstes Ostern, wenn wir das Geld ein Jahr lang gehabt haben, schauen, wie die Welt aussieht. Es wäre vermessen, jetzt schon zu sagen, wann wir das Geld zurückzahlen." Gäbe es eine billigere Variante, "dann bin ich der Erste, der zurückzahlt" , meinte der Banker.

Genau bei diesem Kapitel Rückzahlung von Staatskapital ist der RZB-Chef grundsätzlich anderer Meinung als sein Kollege von der Volksbanken AG (ÖVAG; die RZBhält rund sechs Prozent), Gerald Wenzel. Er hat vor kurzem eine Kapitalerhöhung um 400 Mio. Euro angekündigt - und zwar, um Partizipationskapital an den Staat zurückzahlen zu können. Rothensteiner erteilt diesem Plan (wie die deutschen ÖVAG-Großaktionäre DZ-Bank und Ergo Versicherung) eine klare Abfuhr: "Aus diesem Titel können wir bei einer Kapitalerhöhung sicher nicht mitziehen."

Auch an einem (immer wieder kolportierten) weitergehenden Engagement in der sehr angekränkelten ÖVAG oder gar ihrer Übernahme zeigte Rothensteiner bei seinem alljährlichen Weihnachtspressegespräch in Wien kein Interesse. Die ÖVAG stehe nicht auf seiner "Wunschliste, sie passt nicht zu unserer strategischen Ausrichtung" , erklärte er.

Treasury-Vorstand für ÖVAG

In der ÖVAG selbst tagt heute, Mittwoch, erneut der Aufsichtsrat. Bestellt wird ein neuer Treasury-Vorstand; der langjährige ÖVAG-Banker Martin Fuchsbauer wird die Position bekommen.

Volksbanken-intern wird immer noch über den Vertrag für die vier Banken verhandelt, die im Rahmen des Projekts Regio von der ÖVAG an die "kleinen" Volksbanken (Volksbanken Holding;ÖVAG-Mehrheitseigner) verkauft werden. Der Beschluss dafür war ohne die Stimmen der deutschen Aufsichtsratsmitglieder gefallen. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.12.2009)