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Der Komponist will Präsident werden. Ivo Josipović spielt zusammen mit der Rockband TBF im Zentrum von Zagreb, um für sich zu werben.

Foto: Epa/Antonio Bat

Standard: Das Projekt des ersten kroatischen Staatschef war die Unabhängigkeit, das des zweiten die Europäisierung. Was wäre Ihres?

Josipović: Rechtsstaat und Kampf gegen die Korruption.

Standard: Was kann denn ein Präsident da ausrichten?

Josipović: Mehr als man denkt. Der Präsident ist in Kroatien zum Beispiel für die Geheimdienste zuständig. Da können sein Einfluss und sein Verhalten, wenn es zum Beispiel um Geldwäsche geht, durchaus eine Rolle spielen.

Standard: Sogar die Regierungsspitze soll an den Machenschaften der österreichischen Hypo-Bank beteiligt gewesen sein, selbst der Premier soll Geld genommen haben.

Josipović: Der Verdacht ist vor mehreren Jahren durch die Zeitungen gegangen, aber die Sache ist dann wieder eingeschlafen. Was den Premier angeht, ist das Sache einer Untersuchung.

Standard: Sie sind ein Gegner des Abkommens zum Grenzstreit mit Slowenien. Warum?

Josipović: Schließlich unterwerfen wir uns einem Schiedsspruch, den wir nicht vorhersehen können. Dabei ist das Völkerrecht in dieser Frage auf der Seite Kroatiens.

Standard: Die großen EU-Staaten haben Kroatien wenig unterstützt.

Josipović: Das hätte man besser machen können. Das ist auch eine Frage diplomatischen Geschicks. Nach diesem Abkommen muss ich mich fürchten, ob die Volksabstimmung zum EU-Beitritt Kroatiens gut ausgeht.

Standard: Finden Sie es in Ordnung, dass die Kroaten in der Herzegowina den Präsidenten Kroatiens mitwählen dürfen?

Josipović: Damit habe ich kein Problem; sie sind kroatische Staatsangehörige und nach der Verfassung damit wahlberechtigt. Ein Problem aber habe ich mit den Wahlfälschungen, die in der Vergangenheit dort passiert sind.

Standard: Was wollen Sie anders machen als Stipe Mesić?

Josipović: Mesić ist für mich ein äußerst verdienstvoller Politiker. Ich allerdings werde den Kampf gegen die Korruption in den Vordergrund rücken, in der Außenpolitik besonders auf die Nachbarländer Bedacht nehmen und eine Art kulturellen Dialog stiften - zum Beispiel an einem runden Tisch. (Norbert Mappes-Niediek, DER STANDARD, Printausgabe 24./25./26./27.12.2009)