Der Partystadl in Obertrum ist weit und breit eine der wenigen Discos in der Umgebung. Besucher kommen unter anderem extra aus den Salzburger Nachbargemeinden, Oberösterreich und Bayern.

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Wenn das Blaulicht leuchtet, gibt es samstags für kurze Zeit harte Getränke mit Cola um 2,50 Euro. Das hebt die Stimmung - und den Alkoholpegel.

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Neben Bier und Wein fließen Whiskey mit Red Bull, Bacardi und Rum mit Cola. Viele, die noch selbst fahren müssen, sind mit Mineralwasser, Eistee oder alkoholfreiem Bier anzutreffen.

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Wer über den Durst getrunken hat, kann - obwohl am Land - immer noch mit dem Taxibus nach Hause kommen. Wer nicht ganz so weit hat, geht zu Fuß.

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Der letzte Postbus fährt am Samstag eine halbe Stunde vor Mitternach durch den Ort, dann wird es still in Obertrum. Die 4.500-Einwohner zählende Gemeinde liegt im Salzburger Seenland, rund 15 Kilometer außerhalb der Landeshauptstadt. Im Partystadl, einer Disco im Gewerbepark am Ortsrand, fängt der Abend erst an. Über der Tanzfläche hängen eine riesige Discokugel, Lametta, bunte Scheinwerfer. Der DJ spielt um diese Zeit noch Fox, ein paar ältere Semester beschlagnahmen die Tanzfläche für sich. Die Jugend sitzt an der Bar; Bier, Spritzer und Desperados (Bier mit Tequilageschmack, Anm.) auf den Tischen.

Fahrgemeinschaften

Irgendwann nach Mitternacht leuchtet zum ersten Mal das Blaulicht auf. Es ist jeden Samstag dasselbe: Wenn es blau leuchtet, gibt's an der Bar Bacardi, Whiskey und Rum mit Cola um 2,50 Euro. Das hebt die Stimmung und den Alkoholpegel. Jetzt hüpfen auch die Jüngeren zu "I got a feeling" von den Black Eyed Peas auf der Tanzfläche herum. Eine Gruppe Mädchen steht an einem runden Tisch. Wie werden sie heute nach Hause kommen? Am Land gibt es keine Nachtbusse, die Entfernungen sind weit. "Wir tauschen uns mit dem Fahren zusammen", erzählt eines der Mädchen. Wer fahre, trinke eben an diesem Abend nichts. Und was ist mit den Burschen in der Clique? "Die rufen meistens an, wenn wir schon zu Hause sind und wollen sich auch holen lassen."

Mehrere Kilometer zu Fuß nach Hause

Fahrgemeinschaften scheinen beliebt zu sein, auch Autostoppen oder mehrere Kilometer zu Fuß nach Hause gehen kommen vor. Viele sagen auch, mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Mit dem Taxi am Land - ist das nicht viel zu teuer? "Wir fahren am Wochenende mit Achtsitzer-Bussen", erklärt Taxibetreiber Andreas Knauseder, der in Obertrum einen Standplatz hat. Wenn sich mehrere Leute das Taxi teilen, kosten auch weitere Strecken nur ein paar Euro pro Person. Wenn nicht gerade ein Taxi vor der Tür wartet, ruft man eines an - Visitenkarten liegen bei der Garderobe auf.

Bei Freunden im Ort übernachten

Wer direkt im Ort wohnt, marschiert nach einer durchzechten Nacht einfach zu Fuß nach Hause. Andere müssen da schon kreativer sein - die Landdisco zieht auch Besucher an, die 30 Kilometer oder weiter nach Hause haben. Julia, Anfang 20, wohnt im deutschen Grenzort Laufen, rund 15 Kilometer weit weg. "Ich schlafe bei einem Freund, der hier wohnt, wenn ich hier fortgehe", erzählt sie. "Wir gehen dann zu Fuß heim, weil mir der Führerschein viel zu wichtig ist", sagt ihr Bekannter Dominik.

Halb drei Uhr morgens. Jessica Folker singt jetzt "Private eye", der DJ fordert seine "Party People" auf, die Hände nach oben zu strecken und zu klatschen. Viele haben schon glasige Augen, ein junger Mann kann sich selbst nicht mehr auf den Beinen halten und wird von seinen Freunden gestützt. Jung und Alt tummeln sich gemeinsam auf der Tanzfläche, ein Typ wackelt nur mehr herum. "Ich wohne gleich in der Nähe, ich gehe zu Fuß", lallt er als Antwort auf die Frage, wie er nach Hause komme.

Polizei stellt Discogehern gutes Zeugnis aus

Fazit: Fahrgemeinschaften, Taxi, zu Fuß nach Hause. Auch bei der örtlichen Polizei bezeichnet man die meisten Discogeher als "diszipliniert". "Natürlich führen wir im Bereich des Gewerbeparks verstärkt Kontrollen durch, man kann aber nicht sagen, dass hier übermäßig oft alkoholisiert gefahren wird", sagt Obertrums Postenkommandant Johannes Moser. Besonders das Verhalten der Jugendlichen hebt er positiv hervor - das der Älteren "großteils" auch. Die Situation habe sich in den vergangenen Jahren sehr verbessert, die Taxibusse hätten sich bewährt.

"Kenne die Strecke auswendig"

Ein paar geben aber doch zu, mit zu viel Alkohol im Blut noch selbst nach Hause zu fahren: "Ich trinke nur alle zwei Stunden ein Bier und dazwischen Mineralwasser", erklärt einer seine Methode. "Zwei, drei Bier oder Spritzer" - mehr würden auch die meisten anderen Autofahrer nicht trinken. Sprüche wie "mein Auto wird mich schon nach Hause bringen" oder "Wenn ich mit einem Auge noch sehen kann, fahre ich noch" sind selten, aber doch zu hören. Ein Einziger gibt zu, die meiste Zeit betrunken nach Hause zu fahren, neben ihm steht ein Glas Whiskey-Cola. "Ich habe nur sechs Kilometer und kenne die Strecke in- und auswendig."

Um vier Uhr verstummt die Musik, das Licht geht an. Das verbliebene Partyvolk steht in kleinen Gruppen vor der Tür und wartet auf ein Taxi oder macht sich zu Fuß auf den Heimweg. Ein Bursche erwischt kein Taxi mehr. Wie kommt er jetzt heim? "Gar nicht." Irgendwie wird es auch er schaffen. (Maria Kapeller, derStandard.at)