Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben neue Genvarianten entdeckt, die für Störungen im Fettstoffwechsel verantwortlich gemacht werden. Einige dieser beim Menschen häufig auftretenden Genvarianten sind bereits als Risikofaktoren für Diabetes mellitus bekannt. Die nun vorliegenden Forschungsergebnisse könnten zu neuen Ansätzen in Frühdiagnose und Therapie beitragen. Die Ergebnisse sind in der aktuellen online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Genetics publiziert.

Das Team um Karsten Suhre vom Institut für Bioinformatik und Systembiologie am Helmholtz Zentrum München und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), hat Varianten in insgesamt neun verschiedenen Genen gefunden, die mit Störungen im Fettstoffwechsel in Verbindung gebracht werden konnten. Zusammen mit Kollegen vom Institut für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München gelang es Suhre erstmals, Varianten in den bekannten Diabetes-Risikogenen MTNR1B und GCKR mit Veränderungen im Stoffwechsel in Zusammenhang zu bringen. "Die Ergebnisse unserer Studie bringen uns bei der Suche nach Markern für Früherkennung und Therapie von schweren Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes einen entscheidenden Schritt weiter", erklärt Suhre.

Die in der Studie identifizierten Varianten verursachen zumeist Unterschiede in der Verstoffwechselung wichtiger Fettbausteine des Körpers. Zudem ist für viele bereits bekannt, dass sie mit einem erhöhten Krankheitsrisiko einhergehen, z.B. für Stoffwechselstörungen, allen voran Diabetes.

Konzentrationen von Stoffwechselprodukten als Hinweise

Das Forschungsteam bestimmte zunächst die Konzentrationen von 163 Stoffwechselprodukten in Blutproben bei 1.800 Teilnehmern der Bevölkerungsstudie KORA. Im zweiten Schritt untersuchten sie die Stoffwechselprofile in einer genomweiten Assoziationsstudie auf mögliche Zusammenhänge mit häufigen Genvarianten, den SNPs. Schließlich bestätigten die Wissenschaftler die gefundenen Zusammenhänge durch Wiederholung ihrer Experimente in einer unabhängigen Studie. Diese Replikationsstudie erfolgte in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Sanger Centres in Hinxton und des King's College in London anhand der britischen Bevölkerungsstudie TwinsUK.

Suhres Forschungsarbeiten gehören dem jungen Forschungszweig der "Metabolomics" an. Die Wissenschaftler bestimmen die Konzentrationen möglichst vieler Stoffwechselprodukte - Metaboliten. Bei Personen mit verschiedenen Genvarianten sind auch die betroffenen Enzyme unterschiedlich aktiv und die Konzentrationen der Stoffwechselprodukte unterscheiden sich. Diese Zusammenhänge werden zu verschiedenen genetisch determinierten Metabotypen zusammengefasst, die auf äußere Umwelteinflüsse wie Ernährung und andere Lebensbedingungen unterschiedlich reagieren können. Damit können die Metabolomics-Experten früher als bisher Risikopatienten für Stoffwechselstörungen entdecken. So konnte auch diese Studie genetisch bedingte Stoffwechselvorgänge nachweisen, die sowohl für die Entstehung als auch für die Diagnostik und Therapie von Krankheiten wie Diabetes eine entscheidende Rolle spielen. (red)