Bild nicht mehr verfügbar.
Istanbul - Seit über 2000 Jahren verbindet Istanbul Orient und Okzident. Offizielle Titel hat die rapid wachsende Metropole, die heute offiziell auf 13 Millionen Einwohner geschätzt wird, nie benötigt. Auch die Bewerbung als "Kulturhauptstadt Europas" war keine offizielle, sondern eine zivilgesellschaftliche Initiative. "Für uns kommt dieser Titel ein wenig spät", erklärt man im Organisationsbüro. "Wir hätten unter den Ersten sein sollen. Aber als Nicht-EU-Mitglied durften wir lange keine Bewerbung abgeben."
Dass Istanbul 2010 nun den Kulturhauptstadt-Titel mit Pecs und Essen teilt, sorgt am Bosporus je nach Temperament für Schmunzeln oder Stirnrunzeln. Nachdem im März nach Korruptionsvorwürfen und Unstimmigkeiten die Leitung der Kulturhauptstadt-Gesellschaft ausgewechselt wurde, versuchen die Betreiber nun den Verdacht, mit dem Programm werde Kultur für politische Ziele missbraucht, zu entkräften.
Der Werbeslogan klingt nicht eben bescheiden: "Istanbul - The most inspiring city in the world". Auch beim Budget wird nicht gekleckert, sondern geklotzt: "Istanbul Kulturhauptstadt Europas 2010" verfügt mit über 270 Millionen Euro (99 Prozent davon kommen vom Staat) über ein Vielfaches an Mitteln der meisten anderen Kulturhauptstädte. Die von der Kulturhauptstadt (mit-)finanzierten Restaurierungsvorhaben umfassen weltberühmte historische Stätten wie die Hagia Sophia, die Süleymaniye-Moschee oder das Topkapi-Museum ebenso wie den Umbau des Atatürk Kulturzentrums am Taksim Platz.
Gleich mehrere neue Museen sollen 2010 eröffnet werden. Mit Kulturzentren wie dem Ayazaga, dem Sütlüce im historischen Schlachthof am Goldenen Horn oder dem früheren Gaswerk Hasanpasa soll die boomende Kunst- und Kulturszene der Gegenwart neue Impulse bekommen. Aus einem anderen Ziel macht man kein Hehl: 2010 möchte man die Zahl der Touristen auf zehn Millionen steigern. (APA)