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Kalt-warm: Für Investoren war es 2009 keineswegs langweilig.

Foto: Reuters/Lenoir
Grafik: STANDARD

Wien - Milliardenschwere Finanzspritzen, gelockerte Bilanzregeln für strauchelnde US-Banken und Konjunkturhilfen wie etwa die Verschrottungsprämie haben 2009 das Ruder herumgerissen - zumindest an den Börsen. Nachdem 2008 die Märkte vom Schock der Finanzkrise geprägt waren, wird 2009 als Jahr der Erholung in die Historie eingehen.

Analysten beschreiben 2009 als "außergewöhnlich" . Zu Jahresbeginn herrschte "ein Höchstmaß an Pessimismus, der sich in einen schnellen Kursanstieg gewandelt hat" , erinnert sich Günther Artner, Analyst für Österreich bei der Erste Group, zurück. Der Stimmungsschwenk wurde durch mehrere Faktoren herbeigeführt. Zur Erkenntnis, dass man zu pessimistisch gewesen sei, habe der Mangel an Anlagealternativen das Interesse an Aktien wieder geweckt, "die schon lange nicht mehr so billig waren" , sagt Artner. Auch viele Privatanleger haben daher investiert.

Überraschend positive Berichtssaison

International kam hinzu, dass die Berichtsaison positiv überrascht hat. Viele Unternehmensgewinne lagen wieder über den Erwartungen von Analysten. "Wir wussten, dass im Markt viel Liquidität vorhanden ist und die Preise auf einem niedrigen Niveau waren" , sagt Ronald Stöferle, Internationaler Analyst der Erste Group. Ein Anstieg an den Börsen sei erwartbar gewesen, "dass der Anstieg so schnell kommt und so rasant ausfällt, hätte aber niemand geglaubt" . Auch das Faktum, dass die US-Banken relativ rasch das staatliche Hilfskapital zurückgezahlt haben, hat die Märkte unterstützt.

"2009 ist geprägt von der Rückkehr des Risikoappetits" , fasst Monika Rosen, Chefanalystin des UniCredit Private Bankings, das Jahr zusammen. "Wer zu konservativ veranlagt war, wurde in der Performance dafür bestraft" , so die Expertin. Ein Blick auf die MSCI-Regionen-Indizes zeigt, dass man mit Aktien in Europa knapp 25 Prozent verdienen konnte, in den Emerging Markets satte 72,93 Prozent, und in den USA waren 25 Prozent möglich. Mit 8,19 Prozent hat Japan schwach performt. Händler erklären das damit, dass Japan als Exporteur von der Nähe zu China nicht profitieren konnte und im Hauptexportmarkt USA die Konsumenten verhalten agieren.

Nicht zu den Performance-Kaisern des Jahres 2009 zählen Staatsanleihen. Vor allem die US-Staatsanleihen (quer über alle Laufzeiten) liegen 3,6 Prozent im Minus. Damit können die Zinsen nicht lukriert werden. Die Flucht in den vermeintlich sicheren Hafen zahlte sich somit für US-Bürger (und Dollar-Investoren) nicht aus. Die negative Performance in den US-Portfolien könnte sich schlecht auf das Konsumverhalten der US-Bürger auswirken. Die Kauflaune gilt in den USA als wichtiger Konjunkturindikator, da die Konsumausgaben zwei Drittel des BIP stellen.

Trotz Jubelmeldungen, die über das Börsenjahr 2009 ausgesprochen werden, darf nicht vergessen werden, dass fallende Kurse und Einbrüche in der Konjunktur zu massivem Stellenabbau geführt haben. Allein die im deutschen Dax notierenden 30 größten Unternehmen Deutschlands haben weltweit rund 116.000 Jobs gestrichen.

Verhaltener Ausblick

Mit Prognosen sind Analysten trotz derzeitigem Optimismus vorsichtig. Denn: "Zu viele Unsicherheiten prägen das Geschehen" , sagt ein Händler. 2010 werde zeigen, was passiert, wenn die Notenbanken die Liquidität wieder aus dem Markt nehmen und die Leitzinsen zu steigen beginnen. Zudem müssen die Staaten ihre hohen Schulden abbauen. Von einem Ende der Krise will daher niemand wirklich sprechen. Laut Raiffeisen Zentralbank steht den Märkten ein turbulentes Jahr bevor. (Bettina Pfluger, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 31.12.2009)