Der Kollege vom Sport hat einen recht löblichen Vorsatz gefasst: Nicht mehr zu trinken und nicht mehr zu rauchen. Er will aber weder Alkohol zu trinken noch Zigaretten zu rauchen aufhören: Er will nur nicht mehr als bisher trinken und rauchen.

Dieser durchaus realisierbare Vorsatz wäre auch etwas für Kulturpolitiker: Wenn sie künftig nicht mehr lügen würden - als bisher. Wenn nicht mehr Personen aus parteipolitischem Kalkül zu Museumsdirektoren bestellt werden - als bisher. Wenn nicht mehr leere Wahlversprechen abgegeben werden - als bisher.

Obwohl: Es wäre schon toll, wenn die Besucherzahlen der einen oder anderen Kunsthalle, des einen oder anderen Etablissements nicht schamlos gefälscht würden. Wenn Kulturpolitiker parteinahen Vereinen doch kein Steuergeld zuschanzen würden, das nur dazu dient, sich selbst zu feiern. Wenn sie auch Veranstaltungen besuchten, wo keine Heerscharen potenzieller Wähler sind.

Es wäre schon toll, wenn die Kulturministerin nicht nur evaluieren lässt, sondern auch selbst evaluiert würde. Wenn sie aus den Ergebnissen auch Konsequenzen zöge - und nicht nur, wie bei der sozialen Absicherung der Künstler, sagte, es handle sich dabei um eine Querschnittsmaterie.

Wenn sie auch die Programme der Kunstsektion wahrnähme - und nicht nur jene des Schindler-Hauses. Wenn der Musikfonds neben Pop und Etabliertem auch Komplexeres förderte. Dann, erst dann, würde man von Herzen gerne sagen: "Sehr löblich!" (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.12.2009/1.1.2010)