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Österreichs Kalkalpen

Foto: APA/ROLAND MAYR

Wien - Wien verfügt - wenn man den Experten glauben darf - über ausgezeichnetes Trinkwasser. Dennoch, zu einem guten Teil stammt die Versorgung aus so genannten Karstgebieten, und diese sind sensibler gegenüber Einflüssen von außen als andere geologische Formationen.

Um das Gefährdungspotenzial auch in Zukunft abschätzen zu können, starten die Wiener Wasserwerke nun ein groß angelegtes EU-Projekt zur Karstwasserforschung. Beteiligt an "Kater II" (für "KArst waTER", Anm.) sind auch Wissenschafter aus Slowenien, Kroatien und Italien.

Karstgebiete sind gekennzeichnet durch kalkhaltige Böden. Durchsickerndes Wasser schafft durch Auswaschungen Kanäle, in denen es dann relativ rasch dahinströmt. Im Extremfall bilden sich sogar mächtige, unterirdische Ströme und Höhlen. Das Problem dabei ist, dass durch das natürliche Kanalsystem auch die Filter- und damit die Reinigungswirkung für Grundwasser relativ gering ist. Schadstoffe oder Bakterien werden nicht so rasch abgebaut wie etwa in Schotterböden.

Schongebiete

Rund 35 Prozent der Fläche Europas sind Karst, 30 Prozent der europäischen Bevölkerung beziehen ihr Trinkwasser aus Karstgebieten, berichtete Gerhard Kuschnig von den Wiener Wasserwerken und Projektkoordinator von Kater II bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien. Das Wiener Trinkwasser stammt sogar zu 95 Prozent aus den Karstquellen der nördlichen Kalkalpen, aus den Gebieten Rax, Schneeberg, Schneealpe und Hochschwab. Knapp 800 Quadratkilometer Schutz- und Schongebiete sollen die Qualität langfristig sichern.

Waldboden ist nämlich ein idealer Wasserfilter

Natur- und Umweltschutz spielen in diesen Gebieten eine noch entscheidendere Rolle, so die Experten. Beispielsweise Sünden der Landwirtschaft oder auch intensiver Tourismus wirken sich rascher auf die Qualität des Trinkwassers aus als anderswo. So muss in den Schutzgebieten besonders auf gesunden, möglichst natürlichen gewachsenen Wald geachtet werden, Waldboden ist nämlich ein idealer Wasserfilter. Fichten-Monokulturen erfüllen diese Funktion deutlich schlechter.

Gefahr Landwirtschaft

Eine besondere Gefahr für Karstwasser ist die Landwirtschaft. "Durch Überdüngungen können etwa Nitrate ins Grundwasser gelangen und die Quellen belasten", weiß Miran Veselic, Leiter der slowenischen Projektpartner von Kater II. Verstärkt müssen sich die Forscher in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit Kunstschnee auseinander setzen. "Kunstschnee darf laut der Alpenkonvention zwar nicht mit Chemikalien versetzt werden, er hat aber eine andere Konsistenz als natürlicher Schnee; darunter kann etwa die Vegetation leiden", so Veselic. Problematisch für das Grundwasser sei auch, wenn für die künstliche Beschneiung Wasser mit schlechter Qualität verwendet wird.

Das Projekt Kater II ist mit über drei Millionen Euro dotiert. Es läuft bis 2007. (APA)