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Die Ackerschmalwand gilt in der Genetik als Modellorganismus. Bei ihr konnten die Wissenschafter feststellen, dass sich ein DNA-Baustein innerhalb einer Generation mit einer Wahrscheinlichkeit von sieben Milliardstel (1:143 Million) verändert.

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Tübingen - Erstmals haben Entwicklungsbiologen das Tempo der Evolution gemessen. Die Tübinger Forscher fanden heraus, dass jeder einzelne Baustein in der Erbinformation durchschnittlich alle 143 Millionen Generationen einmal mutiert. Das sei ein extrem hohes Tempo, schreiben die Wissenschafter des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie im Fachjournal Science. Diese Geschwindigkeit der Evolution erkläre zum Beispiel, weshalb Unkrautvernichtungsmittel oft innerhalb weniger Jahre ihre Wirkung verlieren.

Die Tübinger Forscher haben die genetische Entwicklung der Pflanze Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) über 30 Generationen hinweg verfolgt und nach Veränderungen im Erbgut gesucht. Dabei fanden sie heraus, dass sich ein DNA-Baustein innerhalb einer Generation mit einer Wahrscheinlichkeit von sieben Milliardstel (1:143 Million) verändert.

Enormes Tempo

Bedenke man, wie viele DNA-Bausteine jedes einzelne Individuum hat und wie viele Individuen es von einer Art gibt, ergebe sich insgesamt ein enormes Tempo, schreiben die Wissenschaftler. Dadurch könnten sich Pflanzen- oder Tierarten innerhalb weniger Generationen an neue Umweltbedingungen anpassen. So entsteht zum Beispiel die Resistenz von Unkraut gegen entsprechende Vernichtungsmittel.

Die Tübinger Forscher gehen davon aus, dass Mutationen bei Menschen etwa in der gleichen Häufigkeit auftreten. Bei sechs Milliarden Menschen auf der Welt könne man davon ausgehen, dass jeder einzelne DNA-Baustein ständig bei irgendeinem Menschen auf der Erde mutiere. "Alles, was genetisch möglich ist, wird demnach innerhalb recht kurzer Zeit durchgetestet", betonte Studienleiter Detlef Weigel. (red/APA)