Kabul - Nach dem Tod von zehn Zivilisten bei einem NATO-Einsatz in Afghanistan will die Regierung die beteiligten Soldaten vor Gericht stellen. Die Verantwortlichen für das Blutbad müssten an die afghanische Justiz übergeben werden, hieß es in einer Erklärung des Präsidialamtes in Kabul.

Der Tod der zehn Zivilisten am vergangenen Wochenende hatte die Spannungen zwischen der afghanischen Regierung und den internationalen Truppen im Land verschärft. Laut einem von Präsident Hamid Karsai veröffentlichten Untersuchungsbericht wurden die zehn Opfer von Soldaten der internationalen Afghanistan-Truppe (ISAF) erschossen. Die NATO wies die Darstellung zurück.

Laut dem Bericht der von Karsai eingesetzten Untersuchungskommission trieben Soldaten der internationalen Truppen im Distrikt Narang in der Provinz Kunar zehn Zivilisten aus ihren Häusern und erschossen sie. Unter den zehn Todesopfern seien acht Schüler im Alter von 13 bis 17 Jahren. Dagegen sagte ein ranghoher ISAF-Offizier, der anonym bleiben wollte, es habe keine zivilen Todesopfer gegeben. Alle Toten seien Männer "im Kampfesalter" gewesen. 

Wieder Tote nach NATO-Luftangriff

In der südlichen Provinz Helmand starben unterdessen mindestens acht Dorfbewohner bei einem NATO-Luftangriff. Ein Regierungssprecher sagte, bei der Bombardierung eines Hauses nahe der Provinzhauptstadt Lashkar Gah seien zwei weitere Zivilisten verletzt worden. Erst am Wochenende waren bei einer NATO-Militäraktion in der ostafghanischen Provinz Kunar zehn Zivilisten getötet worden, darunter acht Kinder.

In einer am Donnerstag verbreiteten Mitteilung von Präsident Hamid Karsai heißt es zu dem Vorfall in Kunar, nach jüngsten Erkenntnissen einer Untersuchungskommission seien die Menschen in ihren Häusern von Soldaten erschossen worden. Den Angaben zufolge forderte Karzai die Internationale Schutztruppe ISAF auf, die Verantwortlichen an die afghanischen Behörden zu übergeben. Zivile Opfer bei Militäraktionen sorgen immer wieder für Unmut in der Bevölkerung.

Pakistanische Schafhirten von Sicherheitskräften erschossen

Am Neujahrstag haben afghanische Streitkräfte drei pakistanische Zivilisten erschossen, die aus Versehen die Grenze überschritten hatten. Das teilte ein Sprecher des pakistanischen Grenzschutzes am Freitag mit.

Die Schafhirten seien am Donnerstagabend aus dem Südwesten Pakistans gekommen und auf das Gebiet der afghanischen Provinz Zabul gelangt. Die rund 2.640 Kilometer lange pakistanisch-afghanische Grenze ist nur spärlich gekennzeichnet, und Menschen von beiden Seiten nutzen oft Bergpfade, um ihre Verwandten zu besuchen.

Pakistanische, afghanische und NATO-Truppen bewachen die Grenze, um zu verhindern, dass radikal-islamische Talibankämpfer nach Afghanistan gelangen, um internationale Streitkräfte anzugreifen.

(APA/AFP)