Im Streit um Rauchverbote in Österreich hat die Pro-Qualm-Fraktion jetzt das Wiener Café Museum zum Opfer des Tabakgesetzes erklärt. Dieser Tage wurde bekannt, dass der einstige Studenten-, Intellektuellen- und Schachspielertreff, der vor sechs Jahren teuer, originalgetreu - und absolut geschmacklos - zur Touristenfalle umfunktioniert wurde, seine Pforten geschlossen hat. Dafür werden jetzt die investitionsintensiven Auflagen der sonderregelungsgeschwängerten österreichischen Nichtraucherschutzgesetzgebung verantwortlich gemacht.

Pächter und Inhaber des Cafés hätten sich nicht auf die gemeinsame Bezahlung der "mehreren 100.000 Euro" für einen Umbau zu getrennten Raucher- und Nichtrauchergästebereichen geeinigt, hieß es. Um diese Ausgabe wieder hereinzubekommen, brauche es "fünf bis sieben Jahre" vollen Betriebs, sagte der Kaffeehäuserobmann der Wirtschaftskammer, Günter Ferstl. Zuletzt sprang noch FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky auf den Zug: er forderte ein "Ende der politischen Anti-Raucher-Hetze" mittels Rücknahme jener Bestimmungen, die Umbauarbeiten nötig machen. 

Damit hat die Diskussion endgültig das Stadium der Absurdität erreicht. Denn genau jene Gastronomievertreter, die jetzt klagen, haben einst politischen Druck ausgeübt, um die EU-Antirauchervorgaben in Österreich abzumildern. Die aufwändige Koexistenzvariante statt eines allgemeinen "No smoking" in Lokalen ist im Endeffekt auf ihr Betreiben hin entstanden, aus Furcht vor Umsatzeinbußen. Jetzt kommt, wie abzusehen war, der Kompromiss teuer. Im Hintergrund all dessen ist das Kalkül zu erkennen, der gesamte vorgeschriebene Nichtraucherschutz in der Gastronomie werde vielleicht den Bach hinuntergehen. 


Das wird er wohl nicht. Denn das Recht auf Schutz der Gesundheit - von Lokalgästen, Kellnern und Kellnerinnen wie von Arbeitnehmern überhaupt - schlägt das Recht auf Nikotingenuss und gastronomische Lokale sind wichtige Orte, um das zu gewährleisten. Auch die zum Teil nachvollziehbare Kritik an der inzwischen globalen Antiraucherpolitik - etwa, dass mit ihrer Hilfe von weit alarmierenderen Problemen abgelenkt wird - kann das Gesundheitsargument nicht außer Kraft setzen. Selbst in Österreich nicht. Und das Café Museum ist wohl weniger am teuren Nichtraucherschutz als an der missglückten Sanierung und der Vertreibung der ursprünglichen Gäste gescheitert.

Irene.Brickner@derStandard.at