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Die Wucht der Autobombe riss einen mehrere Meter großen Krater.

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Ein Verletzter in einem Spital in Lakki Marwat.

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Shah Hassankhel/Islamabad/Washington/Berlin - Die Terrorkampagne islamischer Extremisten in Pakistan richtet sich offenbar verstärkt gegen die Bevölkerung in den Stammesregionen. Zwei Tage nach dem Blutbad auf einem Sportplatz mit rund 100 Toten sprengten die Aufständischen ein Auto in die Luft, in dem Taliban-Gegner zu einem Treffen mit Behördenvertretern unterwegs waren. Dabei wurden zwei Stammesälteste getötet.

Die Bombe wurde nach Angaben der Behörde ferngezündet, als die beiden Männer auf dem Weg in die Ortschaft Khar waren. Vier weitere Stammesälteste wurden schwer verletzt. Sie wollten in der Region Bajaur eine Miliz zur Verteidigung gegen die Taliban gründen. In der Nähe von Mamund wurden am Sonntag die von Kugeln durchsiebten Leichen eines Mannes und einer Frau gefunden, zusammen mit einer schriftlichen Notiz, wonach das Paar gegen das islamische Recht verstoßen haben soll.

Anschlag vermutlich Racheakt islamischer Extremisten

Auch zum Zeitpunkt des verheerenden Anschlags am Freitag in Lakki Marwat fand ein Treffen von Stammesältesten in einer nahe gelegenen Moschee statt, wie Polizeichef Ayub Khan am Samstag mitteilte. Der Täter steuerte sein mit Sprengstoff beladenes Auto auf einen Sportplatz, als dort gerade ein Volleyball-Turnier vor 300 Zuschauern stattfand. Laut Polizei brachte er rund 250 Kilogramm Sprengstoff zur Explosion. Durch die Wucht der Detonation stürzten mehr als drei Dutzend umliegende Häuser ein. Der Anschlag war vermutlich ein Racheakt islamischer Extremisten, weil Bewohner von Lakki Marwat eine eigene Miliz zur Verteidigung gegen die Fundamentalisten gegründet hatten.

Die Behörden haben nach eigenen Angaben nun erste Spuren der Täter. "Der Anschlag wurde von Militanten aus der Region ausgeführt", sagte ein Sprecher im Distrikt Lakki Marwat am Sonntag. Einzelheiten nannte er nicht. Lokale Medien berichteten unterdessen, die Zahl der Toten sei auf bis zu 105 gestiegen.

Lakki Marwat liegt in unmittelbarer Nähe von Nord- und Süd-Waziristan, zwei Zentren der Aufstandsbewegung. Im südlichen Teil haben die pakistanischen Streitkräfte mit Unterstützung der USA im Oktober eine Großoffensive gegen Kämpfer von Taliban und Al-Kaida begonnen. Seitdem sind mehr als 500 Menschen bei Bombenanschlägen ums Leben gekommen.

Clinton: USA werde weiterhin an der Seite Pakistans stehen

Der Anschlag vom Neujahrstag löste international Abscheu und Empörung aus. Die USA, die EU und Deutschland verurteilten den Terrorakt. Das Attentat war das schwerste in Pakistan seit gut zwei Monaten und eines der blutigsten der vergangenen Jahre.

Der russische Präsident Dmitri Medwedew hat die internationale Gemeinschaft zu einer "Einheitsfront gegen den Terror" aufgerufen. "Alle Terroristen haben eine blutige Gemeinsamkeit: eine grenzenlose Grausamkeit und Gleichgültigkeit gegenüber menschlichen Schicksalen, um ihre selbstsüchtigen Ziele zu erreichen", sagte Medwedew in einer Stellungnahme, aus der die Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Sonntag zitierte.

US-Außenministerin Hillary Clinton versicherte in einer Erklärung, Washington werde weiter an der Seite Pakistans stehen. Die USA unterstützten die Pakistaner bei ihren Anstrengungen im Kampf gegen den gewalttätigen Extremismus und bei der Stärkung der Demokratie. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich schockiert: "Dieser schändliche Angriff ist ein weiteres Beispiel für die abscheuliche Gewalt, unter der Pakistan und seine Bevölkerung leiden." Zugleich bekräftigte die EU ihre Unterstützung der Regierung und der Bevölkerung Pakistans. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle erklärte, solche Terrorakte zeigten, wie notwendig regionale Zusammenarbeit und ein entschlossenes Vorgehen gegen Terrorismus seien. (APA/APD)