Buenos Aires - In Argentinien haben Unbekannte ein Büro des nationalen Menschenrechtssekretariats überfallen und die Mitarbeiter bedroht. Angaben der Provinzregierung in Buenos Aires vom Freitag zufolge stürmten die Männer in der Nacht auf den Silvestertag ein regionales Büro in La Plata, rund 60 Kilometer südöstlich von Buenos Aires und drohten dem Bürochef damit, ihn umzubringen. Den Angaben zufolge stahlen die Einbrecher Dokumente über kriminelle Verwicklungen ehemaliger Militärs zu Zeiten der Diktatur.

"Das ist ein einschüchterndes und mafiöses Verhalten", sagte der Gouverneur von Buenos Aires, Daniel Scioli. Die Kriminellen hätten gezielt Dokumente über diejenigen entwendet, die wegen Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktatur 1976 bis 1983 mit einer Verfolgung durch die Justiz rechnen müssten. Seit kurzem muss sich in Argentinien auch der als "Todesengel" berüchtigte ehemalige Offizier Alfredo Astíz vor Gericht verantworten. Er soll an der Verschleppung und Ermordung zweier französischer Nonnen und dutzender Oppositioneller beteiligt gewesen sein. Mit ihm stehen 18 weitere Soldaten vor Gericht, denen Gräueltaten vorgeworfen werden.

Insgesamt wurden nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen bis zu 30.000 Menschen während der argentinischen Militärdiktatur gefoltert und ermordet oder verschwanden spurlos. Anfang dieses Jahres werden in diesem Zusammenhang mindestens fünf neue Fälle vor Gericht erwartet. (APA)