Bern/Tripolis - Der zweite Prozess gegen den Schweizer Max Göldi vor einem libyschen Wirtschaftsgericht ist verschoben worden. Der Richter entschied am Samstag, die Anhörung auf den 16. Jänner zu vertagen, wobei Göldi dann persönlich vor Gericht erscheinen müsse.

Das erklärte Göldis libyscher Anwalt Salah Zahaf am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Der Fall von Göldis Kollege Rachid Hamdani soll an diesem Sonntag weiterverhandelt werden.

Den Schweizern werden illegale wirtschaftliche Tätigkeiten in Libyen vorgeworfen. Eine Anklageschrift lag dem libyschen Anwalt der beiden bis am 31. Dezember jedoch immer noch nicht vor, wie Daniel Graf, Sprecher von Amnesty International, am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA sagte.

Aus diesem Grund hatte der Anwalt im Dezember eine Verschiebung des Prozesses auf Jänner verlangt. Zumindest im Fall von Göldi habe der Anwalt mittlerweile das Dossier der libyschen Justiz teilweise einsehen können, zu Hamdani habe er keine Akteneinsicht erhalten, sagte Graf.

16 Monaten Gefängnis im ersten Prozess

In einem ersten Prozess waren Göldi und Hamdani Anfang Dezember in Abwesenheit zu 16 Monaten Gefängnis und einer Buße verurteilt worden, weil sie gegen Aufenthaltsbestimmungen verstoßen haben sollen. Die Berufungsverfahren dazu sollen am 10. und 14. Jänner stattfinden.

Beide Geschäftsleute dürfen seit Juli 2008 nicht mehr aus Libyen ausreisen. Sie wurden damals festgenommen, nachdem einige Tage zuvor die Genfer Polizei einen Sohn des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, Motassim Bilal (genannt "Hannibal"), und dessen Frau verhaftet hatte. Beiden wurde Misshandlung des Hauspersonals vorgeworfen.

Nach ihrer Freilassung aus der Haft lebten Göldi und Hamdani größtenteils in der Schweizer Botschaft in Tripolis. Zwischen Mitte September 2009 und dem 9. November hatten die libyschen Sicherheitsbehörden die beiden an einem geheimen Ort gebracht - das EDA sprach von Entführung. Seither sind sie wieder in der Schweizer Botschaft.

Die Beziehungen zwischen Libyen und der Schweiz sind seit dem Vorfall in Genf schwer belastet. Bis heute ist es nicht gelungen, eine politische Lösung zu finden. Beide Länder griffen zu Sanktionen: Die Schweiz veranlasste etwa eine restriktive Visavergabe für libysche Bürger im Schengenraum, Libyen zog Gelder von Schweizer Banken ab. (APA/sda)