Klagenfurt/München - Deutsche Medien haben in den vergangenen Tagen intensiv darüber spekuliert, ob beim Verkauf der Kärntner Hypo Group Alpe Adria an die Bayerische Landesbank im Mai 2007 Insiderhandel im Spiel gewesen ist. Vor allem die Rolle des Vermögensberaters Tilo Berlin als Investor und späterer Vorstandsvorsitzender der Kärntner Bank wird beleuchtet. Neue Nahrung erhielten die Gerüchte, als die "Süddeutsche Zeitung" über ein "Geheimtreffen" Ende Jänner 2007 in München berichtete, bei dem es um einen Einstieg der Bayern gegangen sein soll.

Wirklich neu sind diese Spekulationen aber nicht. Bereits unmittelbar nach Unterzeichnung des Kaufvertrags durch den damaligen BayernLB-Chef Werner Schmidt und dem damaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider und ÖVP-Landesrat Josef Martinz äußerten die Grünen den Verdacht des Insiderhandels. Auch der Verdacht der Parteienfinanzierung stand schon damals im Raum. Monatelang wurde anschließend der Verkauf von einem U-Ausschuss des Kärntner Landtages beleuchtet, mit enden wollendem Erfolg.

Ausschussvorsitzender war damals ÖVP-Klubobmann Stephan Tauschitz, dem Rot und Grün vorwarfen, mehr vertuschen als aufdecken zu wollen. Nun soll erneut ein Untersuchungsausschuss die Causa beleuchten, die Kärntner Regierungskoalition aus FPK und ÖVP drückte erneut Tauschitz als Vorsitzenden durch, sehr zum Ärger der SPÖ und der Grünen, die dies als Zeichen werten, dass wieder nichts aufgeklärt werden soll.

Berlin, der für das Investment bei der Hypo Geld bei vermögenden Privatinvestoren eingesammelt hat, wird allenthalben vorgeworfen, seine langjährige Bekanntschaft mit Schmidt ausgenutzt zu haben. Der Wahlkärntner hat die Vorwürfe stets bestritten. Tatsache ist, dass Berlin bereits im Spätherbst 2006 mit 125 Mio. Euro bei der Hypo eingestiegen ist und für das erste Quartal 2007 weitere 125 Mio. angekündigt hat. Das Treffen in München, bei dem Schmidt mit Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer und, laut "Süddeutscher", einigen Haider-Vertrauten erstmals über einen Einstieg geredet haben sollen, fand erst am 31. Jänner 2007 statt. Tags zuvor, am 30. Jänner, wurde bekannt, dass Berlin mit insgesamt 600 Mio. Euro bei der Hypo einsteigen wolle. Er hatte sich mit der Grazer Wechselseitigen Versicherung darauf geeinigt, ihr einen Teil ihrer Hypo-Anteile abzukaufen.

Bei der Suche nach Investoren erhielt Berlin Hilfe von Kulterer. Dieser soll nämlich etliche vermögende Österreicher dazu bewogen haben, sich zu beteiligen, wie etwa IV-Präsident Veit Sorger erklärte. Sorger war von Kulterer angesprochen worden und hatte daraufhin in den Hypo-Deal investiert - mit Gewinn. Erklärungsbedarf dürfte Kulterer allemal haben. Er war zum Zeitpunkt des Verkaufs Aufsichtsratsvorsitzender der Hypo, im U-Ausschuss des Kärntner Landtages hatte er im Juli 2007 ausgesagt, noch "bis Ostern 2007" vom Börsegang der Hypo überzeugt gewesen zu sein. Erst dann sei mit der BayernLB "der richtige Partner" aufgetaucht, weshalb man sich zum Verkauf entschlossen habe. Haider hatte in diesem Ausschuss ausgesagt, Kulterer sei im Februar ermächtigt worden, Verkaufsgespräche auch abseits des Börseganges zu führen.

Derzeit ermitteln sowohl die Münchner Staatsanwaltschaft als auch die Kärntner Justiz, dazu hat die "Soko Hypo" ihre Arbeit aufgenommen. Der Verdacht lautet unter anderem auf Betrug, Untreue und Amtsmissbrauch, die Münchner werfen Schmidt zudem vor, die Hypo wissentlich zu teuer erworben zu haben. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt leidet unter Personalmangel und hat auch noch die Causa AvW-Invest zu bearbeiten. Bis wann in der Causa Hypo erste Ergebnisse vorliegen werden, ist derzeit überhaupt nicht absehbar. (APA)