München - Die deutschen Koalitionsparteien CSU und FDP drängen auf eine Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke, sind aber über den Zeitplan nicht einig. "Wir können mit Verhandlungen und Entscheidungen nicht noch länger warten", sagte Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) dem Magazin "Der Spiegel". Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sprach sich ebenfalls für längere Laufzeiten aus: "Wir wollen den Einstieg in das Zeitalter regenerativer Energien durch gezielte Förderung und Forschung beschleunigen. Durch längere Laufzeiten lassen sich Ressourcen dafür bereitstellen", sagte Brüderle dem Berliner "Tagesspiegel" (Montag). Im Unterschied zu Söder beharrte er jedoch darauf, dass das Energiekonzept der Koalition wie geplant im Herbst vorliegen solle.

Söder sagte, eine Laufzeitenverlängerung sei vor allem für Bayern und Baden-Württemberg sehr wichtig, deren Strom zu zwei Dritteln aus Kernenergie stamme. Der derzeitige Fahrplan der Koalition, erst im Oktober eine nationale Energiestrategie vorzulegen und dann in Verhandlungen mit den Kraftwerksbetreibern zu treten, sei zu langsam. Es dürfe nicht riskiert werden, dass Kernkraftwerke wie das baden- württembergische Neckarwestheim 1 und das bayerische Isar 1 nur deswegen vom Netz müssten, weil die Koalition zu zögerlich sei.

Brüderle wie auch Söder betonten, eine Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke sei lediglich Mittel zum Zweck. "Die Kernenergie ist nur eine Brückentechnologie. Aber ein weiteres Verschieben schafft eine zu große Unsicherheit", sagte Söder. Erst nach einer Verlängerung stehe ein Teil der Erlöse zur Verfügung, um die Erforschung erneuerbarer Energiequellen zu fördern. Nach Ansicht Brüderles ist derzeit noch offen, welchen Anteil der zusätzlichen Gewinne die Energiekonzerne abgeben müssten und in welcher Form. Denkbar seien ein Fonds oder eine Stiftung, auch eine steuerliche Lösung sei vorstellbar. (APA)