Mailand - Die Drohung des irischen Billigfliegers Ryanair, sich vom italienischen Markt zurückzuziehen, wird von lokalen Luftfahrtexperten nicht ernst genommen. "Es handelt sich um eine der üblichen Propagandaaussagen von Ryanair-Chef Michel O'Leary, wie etwa jene, die Passagiere für die Nutzung der Toiletten zahlen zu lassen", kommentiert Air-Italy-Chef Giuseppe Gentile den Streit zwischen Ryanair und der italienischen Luftfahrtbehörde Enac. Ryanair will die Bestimmung von Enac nicht akzeptieren, dass auch Waffen- und Führerschein zur Identifizierung von Passagieren bei Binnenflügen gültig sind.

Dennoch kündigte der Ryanair-Chef kürzlich bei der Inbetriebnahme zweier neuer Strecken in Rom an, 2010 zum Marktführer in Italien avancieren zu wollen. O'Leary geht davon aus, dass 2009 die Passagierzahl in und nach Italien mit 18 Mio. etwa mit der früheren Staatsairline Alitalia gleichgezogen ist. Ryanair rechnet für 2009 mit einem Plus um 22 Prozent, bei Alitalia wird ein Rückgang der Passagierzahlen um 23 Prozent erwartet. Für 2010 peilen die Iren in Italien ein Passagieraufkommen von 20 Mio. an.

Auch die deutsche Lufthansa expandiert in Italien. Denn nach dem Rückzug der Alitalia breitet sich die Lufthansa Italia immer stärker am Mailänder Flughafen Malpensa aus. Die deutsche Airline will Malpensa zu ihrem vierten Drehkreuz nach Frankfurt, München und Zürich ausbauen.

Seit wenigen Monaten hat auch die Lufthansa-Technik ihre Arbeit am Mailänder Flughafen aufgenommen. (tkb, DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2010)