Zagreb - Josip Protega, ehemaliger Chef der Kroatischen Postbank (Hrvatska Postanska Banka/HPB), hat sich am Samstagnachmittag am kroatisch-slowenischen Grenzübergang Bregana der Polizei gestellt. Protega, der seit dem Silvesterabend wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch steckbrieflich gesucht wurde, kam vom Skiurlaub in Österreich zurück nach Kroatien. Dies berichtet die kroatische Tageszeitung Jutarnji list in ihrer Sonntagsausgabe.
Zwei andere ehemalige Vorstandsmitglieder der HPB wurden am 30. Dezember festgenommen, während Protega in Österreich auf Skiurlaub war. Protega war bis August 2009 Vorstandschef der HPB, der größten staatlichen Bank in Kroatien. Wie Medien berichten, bewilligte der Vorstand der HPB von 2006 bis August 2009 ungesetzlich und ohne entsprechende Deckungen Kredite in der Höhe von mindestens 170 Millionen Kuna (23,3 Mio. Euro). Neben den zwei Bankiers wurden am 30. Dezember in diesem Zusammenhang auch vier Unternehmer festgenommen.
Am Sonntag hat der kroatische Exministerpräsident Ivo Sanader nun auch offiziell seine Rückkehr in die Politik angekündigt. Er bestritt vor Journalisten, dass seine Rückkehr mit der Affäre rund um die Hypo-Alpe-Adria-Bank zusammenhängt. "Wenn da irgendetwas dran wäre, hätte ich nicht die mächtigste Position im Land aufgegeben", sagte Sanader. Deutsche Medien hatten ihn als "politischen Paten" beschrieben, der ermöglicht habe, dass die BayernLB die Hypo Alpe Adria Group übernehmen konnte.
Sanader stand von 2003 bis 2009 an der Spitze der kroatischen Regierung und der national-konservativen "Kroatischen demokratischen Gemeinschaft". Über die Gründe für seinen überraschenden Rücktritt Anfang Juli 2009 wird gerätselt. (APA, dpa, DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2010)