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Beherrscht "Trekkie"-Sprache: "Lost"-Erfinder J. J. Abrams.

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Die Protagonisten von "Lost".

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Los Angeles / Wien - Irrsinnig stark, schön traurig, ziemlich schrecklich. Die Erwartungen der Seher differieren, doch grundsätzlich herrscht Einigkeit: Spannung und Vorfreude auf die letzte, 18 Folgen umfassende Staffel der Dschungel-Mystery-Serie Lost sind ungeteilt groß. In den USA startet sie am 2. Februar, bereits jetzt spekulieren Forenbesucher, was passieren wird. Der Sender ABC schürt gleichfalls: Vorabbilder auf das Kommende werden im Internet versteigert. Jeder einzelne Trailer wird in den Foren auf ihren Prognosewert diskutiert. Und Lost-Foren gibt es viele. Nach Wikipedia-Vorbild listet etwa lostpedia.org peinlich genau alles Wissenswerte zur Serie auf.

Verwirrung erwünscht 

Ein Flugzeugabsturz über einer einsamen Insel - so fing es 2004 an. Inzwischen blickt kaum noch jemand durch die unglaublich vielschichtigen Handlungsstränge der Serie. Die Verwirrung ist erwünscht: Lost-Freunden ist es eine Lust, die zahllosen Anspielungen und Verweise zu diskutieren und debattieren. Lost ist so verstrickt und voll mit Rätseln, dass nicht einmal die Schauspieler selbst einzelne Lösungen wissen dürfen. Per Vertrag werden sie im Ungewissen gehalten.

Erfinder J. J. Abrams gehört zu jenen Vertretern des US-Fernsehens, die dem als sinnentleert verschrienen Medium einen neuen Stellenwert gegeben haben. Gemeinsam mit Branchenkollegen wie David Simon (The Wire), Alan Ball (True Blood) und Matthew Weiner (Mad Men) erfinden sie das Fernsehen im 21. Jahrhundert neu, indem sie deren Möglichkeiten nutzen, große Geschichten zu erzählen.

Immer weniger sind Fernsehzuschauer zudem fähig und willens, ihre Tagesabläufe nach dem vorgegebenen TV-Programm auszurichten. Mit DVD und Internet sind sie längst unabhängig und schauen gern auch eine ganze Staffel an einem Wochenende. An diese Sehgewohnheiten passen sich die Produzenten an.

DVD für den roten Faden

Die Rätselrallye aus Lost ist ohne DVD sowieso nur schwer durchzuhalten: Nicht nur um den Faden nicht zu verlieren, sondern auch um einzelne Folgen mehrmals zu schauen, um den Geheimnissen auf die Spur zu kommen.

Der 1966 in New York geborene und in Los Angeles aufgewachsene Sohn des Produzentenehepaars Gerald W. und Carol Abrams brach das College ab, weil er schreiben wollte. Es dauerte nicht lange, bis Jeffrey Jacob Abrams in Los Angeles Fuß fasste. Bereits ab 1981 entstanden Drehbücher zu Filmen wie Regarding Harry mit Harrison Ford, Forever Young mit Mel Gibson und Armageddon mit Bruce Willis. Erfolg erreichte er mit der düsteren Action-Mystery-Serie Alias, für deren Anfangsmusik er auch die Musik komponierte. Bei Mission Impossible III führte er 2006 Regie. Erfahrungen aus Lost im Umgang mit eingefleischten Serienfans konnte er im elften Star Trek-Film 2009 einbringen. Fortsetzungen von beiden sind fix.

Das Unerklärliche reizt

Das Geheimnisvolle reizt den mit der britischen Schauspielerin Katie McGrath (Merlin) verheirateten dreifachen Familienvater. Unerklärbare Begebenheiten löst eine FBI-Agentin in Fringe seit 2008 bereits in zweiter Staffel - zu sehen derzeit auf ProSieben.

Noch bevor das letzte große Lost-Rätsel gelöst ist, tut sich im Abrams-Kosmos schon das nächste auf: In Undercovers geht es um das Doppelleben eines spionierenden Paares. In der ersten Folge führt der Meister selbst Regie.

ATV zeigt die fünfte Staffel von Lost ab 19. Jänner. Die sechste ist auf dem Abosender Fox im Angebot von Sky zu sehen. Die allerletzte Folge läuft auf ABC im Mai. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 4.1.2010)