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Uriella von der Fiat Lux-Sekte.

Foto: Reuters/Pfaffenbach

"Was ist das für eine Welt, in der wir leben?" Es ist das Jahr 1973, und Otto König ist außer sich. Ein "Verbrechen", wenn "Wohlstand nur mit Gasmaske" möglich ist! Dem Verhaltensforscher gerät sein TV-Rendezvous mit Tier und Mensch zum Wutanfall. Um die Drastik bevorstehender Katastrophen zu untermauern, ist jedes Mittel recht: Zuerst zieht er sich eine Gasmaske über, dann - weil so wird es enden - eine Totenkopfmaske. Engagierter Fernsehjournalismus made in Austria.

Wiedersehen mit dieser entrückten Fernsehvergangenheit bietet das ORF-Format Panorama. Was, wie am Sonntag zum Neujahrsthema Weltuntergang, aus den dunkelsten Ecken des ORF-Archivs ans grelle Licht heutiger Abgeklärtheit gezerrt wird, fällt als sympathische Art von Wiederholung auf. Selbst Moderatorin Nina Horowitz gibt sich leicht baff angesichts der abgelaufenen Gesellschaftsperspektiven, die zu skurrilen zeitgeschichtlichen Lehrstücken reifen.

Die Gasmaske taucht noch einmal auf. Diesmal trägt sie der Hund (!), der die Drastik atomarer Katastrophen illustriert. Wir schreiben das Jahr 1971, und Alteisenhändler Hans Baumann erklärt, wie er sich im Ernstfall in seinem Bunker in der Wiener Donaustadt einen G'spritzten mit nur leichtem österreichischen Wein mischt. Drogensüchtige würde er keine reinlassen, als Bunkertyrann kommandiert er aber ein paar langzöpfige Mädchen herum, als wäre er selbst chemisch beschleunigt.

Irre, aber nicht so irre wie die Sekte Fiat Lux im Schwarzwald - die Vermittlung von Österreich-Verständnis funktioniert auch abgrenzend -, die mit Führerin Uriella auf unsichtbare Raumschiffe nach der Apokalypse wartet (Bericht von 1998). (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 4.1.2010)