Bild nicht mehr verfügbar.

Klassenkämpferisch: Der britische Premier Gordon Brown bei einer Fernsehshow.

Foto: Reuters/Overs

Die Tories werben großflächlig mit "Year for Change". Vom Regierungswechsel redet der konservative Parteichef David Cameron schon seit Jahren, 2010 bringt die ersehnte Gelegenheit. Spätestens Anfang Juni muss Labour-Premier Gordon Brown die knapp 40 Millionen Wahlberechtigten zu den Urnen rufen. Vieles spricht für den 6. Mai als Termin, weil an diesem Tag die Kommunalparlamente neu bestimmt werden. Cameron äußerte bereits in seiner Neujahrs-Botschaft die Befürchtung, die britische Politik sei "kaputt".

Viele Briten würden dem Wahlkampf "mit einem Gefühl zwischen Indifferenz und Schrecken" entgegensehen. Der Premier kündigte hingegen auf Youtube an, anstatt "das Land herunterzureden" , werde er schon in den nächsten Tagen einen "Wohlstands-Plan" vorlegen. Labour habe Banken gerettet und viele Milliarden in die Wirtschaft gepumpt, um die Menschen in der Rezession abzusichern. Die Tories hingegen hätten keine Ahnung vom richtigen Leben - erzogen auf teuren Privatschulen, abgesichert durch reiche Familien. Geschickt kontrastiert Brown die ins Haus stehenden Steuererhöhungen für Spitzenverdiener mit dem Tory-Plan, die Erbschaftssteuer weitgehend abzuschaffen. Der Labour-Chef appelliert also an seine Stammwählerschaft.

Den Umfragen zufolge ist das auch bitter nötig. Im langfristigen Mittel aller Umfragen aus dem letzten Jahr liegt Labour mit 28 Prozent hoffnungslose zwölf Punkte hinter den Tories. Das Jahr der Veränderung hat begonnen. (Sebastian Borger aus London/DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2010)