Kopenhagen - Nach dem Attentatsversuch auf den dänischen Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard ist die Geheimpolizei PET unter massiven Druck geraten. So fordert die rechtspopulistische Dänische Volkspartei genaue Angaben darüber, wie viele militante Islamisten sich gegenwärtig in Dänemark aufhalten. Mehrere Parteien kritisierten scharf, dass der Anschlag auf den seit Jahren unter Polizeischutz stehenden Westergaard hatte geschehen können, obwohl der Täter wegen Terrorverdachts observiert worden war.

Der 28-jährige in Dänemark ansässige Somalier war am Freitagabend mit einer Axt und einem Messer in das Haus des Zeichners im westdänischen Arhus eingedrungen. Westergaard, der 2005 mit Karikaturen des Propheten den Zorn der muslimischen Welt auf sich gezogen hatte, war zum Tatzeitpunkt ohne Leibwächter gewesen. Er hatte in einen Schutzraum flüchten und die Polizei rufen können, die innerhalb weniger Minuten zur Stelle war und den Täter überwältigte. Justizminister Brian Mikkelsen kündigte an, die Geheimpolizei werde sie im Lichte der Tat "einer Revision unterziehen" . Der Somalier, der den Mordversuch bestreitet, wurde am Samstag in Untersuchungshaft genommen. Der Geheimpolizei waren seine engen Verbindungen zur somalischen Shabaab-Miliz sowie zu Al-Kaida bekannt gewesen. Der dänische Verband der Muslime verurteilte den Attentatsversuch scharf.

Außenminister Per Stig Möller erklärte, er habe Initiativen eingeleitet, die bereits auf der US-Terrorliste geführte Shabaab-Miliz auch auf die Terrorliste der EU zu setzen. Dies werde die juristische Verfolgung von Sympathisanten erleichtern. Dänemark müsse aber damit leben "für viele Jahre ein zentrales Ziel im Visier der islamistischen Terroristen" zu bleiben. "Die Zeichnungen haben ihren Preis" , so Möller. Die Zeitung Politiken zitierte unterdessen einen Sprecher der Shabaab-Miliz, der den Attentatsversuch begrüßte. Die Tat, so der Sprecher auf einem Pressetreffen in Mogadischu, sende an alle Dänisch-Somalier "das klare Signal, Westergaard zu töten". (Anne Rentzsch/DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2010)