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Bewaffnete Al-Shabab-Milizionäre bei einer Kampfübung in Mogadishus Stadtteil Suqaholah.

Foto: AP/Farah Abdi Warsameh

Die radikalislamische Al-Shabaab kontrolliert bereits den Süden von Somalia. Die Miliz bekennt sich offen zur Al-Kaida und kündigte an, auch die Kämpfer der Terrororganisation im Jemen zu unterstützen.

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Mogadischu - In Somalia kontrolliert die der Al-Kaida nahestehene Miliz Al-Shabaab mittlerweile ganze Regionen im Süden des Landes. Die Miliz greift konkurrierende islamistische Milizen an - zuletzt sind dabei mindestens 47 Menschen getötet worden -, aber auch die militärisch schwache Armee der Übergangsregierung. Zuletzt brachte sie die strategisch wichtige Stadt Dhusamareb 500 Kilometer nördlich von Mogadischu unter ihre Kontrolle. Am Sonntag kam es zu Gegenangriffen der regierungsnahen Ahlu-Sunna-Miliz. Viele Bewohner flohen vor den heftigen Kämpfen.

Die von den Vereinten Nationen unterstützte Übergangsregierung von Präsident Sheik Sharif Ahmed hat selbst in der Hauptstadt Mogadischu nur noch über einige Stadtteile die Kontrolle. Gleichzeitig werden die Verbindungen zwischen Islamisten in Somalia und Jemen immer enger. Somalias Verteidigungsminister Sheik Yusuf Mohamed Siad Indha Adde warf nun jemenitischen Rebellen vor, der radikalislamischen Al-Shabaab Waffen zu liefern. In die südsomalische Hafenstadt Kismayo seien "zwei Bootsladungen mit leichten Waffen, Munition für Kalaschnikows und Handgranaten geschickt worden, um die Gewalt in Somalia weiter anzuheizen" . Die Al-Shabaab hatte auch vor wenigen Tagen angekündigt, Kämpfer in den Jemen zu schicken und ihren Verbündeten von Al- Kaida zu helfen, "die Feinde Allahs zu bekämpfen" .

Die USA und andere Staaten werfen zudem auch Eritrea vor, der Shabaab mit Waffen und Geld zu helfen. Vor Weihnachten hat der UN-Sicherheitsrat deshalb ein Waffenembargo gegen Eritrea verhängt. Nach dem äthiopischen Einmarsch in Somalia im Jahr 2006 war in Eritrea von Islamisten - unter ihnen der gegenwärtige somalische Präsident Sheikh Sharif Ahmed - eine "Allianz für die Wiederbefreiung Somalias" gegründet worden.

Seit Sheikh Sharif Ahmed nun seit einem Jahr an der Macht ist, wird er vom Westen als "moderat" eingestuft. Zuvor bekämpfte er als Kommandant der "Union der islamischen Gerichtshöfe" , aus der später die Shabaab entstand, die Regierung und ihre westlichen Alliierten. Die neue Übergangsregierung hat die Scharia eingeführt.

Als Präsident muss Sheikh Ahmed aber eine Niederlage nach der anderen einstecken. Vor einem Monat warnte Sheikh Ahmed, dass Al-Kaida von Somalia aus weltweite Anschläge steuern würde, falls man die radikalen Gruppen nicht durch eine Intervention abwehre. Premierminister Omar Abdirashid Ali Sharmarke sagte:"Somalia ist schlimmer als Afghanistan. Darum bitten wir die Welt, uns bei der Wiederherstellung von Stabilität zu helfen." Die Regierung räumte erst am Montag wieder ein, dass Al-Kaida immer mehr Einfluss gewinne und sie dagegen machtlos sei. "Mächtigere und stärkere Länder versuchen vergeblich, Al-Kaida zu kontrollieren. Wir können es erst recht nicht" , sagte ein Sprecher.

Ausländische Kämpfer

Die Shabaab-Miliz selbst hat wiederholt von ausländischen Kämpfern in ihren Reihen gesprochen, mehrere Führer besuchten Trainingslager von Al-Kaida. Somalia ist seit nahezu zwei Jahrzehnten vom Bürgerkrieg zerrissen. 2006 war Äthiopiens Armee in Somalia einmarschiert, die Intervention erwies sich als Fiasko. Das rücksichtslose Vorgehen der Besatzungstruppen, wie auch der Einsatz schwerer Waffen in Wohngebieten hatten wesentlich zur Radikalisierung der Bevölkerung beigetragen. Mehr als zwei Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht. Die Gesetzlosigkeit an der Küste nutzen Seeräuber, um Handelsschiffe zu kapern und Lösegelder zu erpressen. (awö, Reuters, AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 5.1.2010)