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Die Platja Deveses versinkt im Winterschlaf und bekommt allenfalls Besuch von ein paar Strandwanderern.

Die Restaurants an der Costa Blanca haben fast ausnahmslos von 13-16 und 19-23 Uhr geöffnet. Leben sie vor allem vom Tourismus, machen sie mittags bereits eine Stunde früher auf. Ruhetag ist meist der Montag, wobei viele Betriebe in den Sommermonaten sieben Tage die Woche geöffnet haben.

Octavio's: berühmt u. a. für traditionelle Reisgerichte, die die Einheimischen nur mittags, nie abends essen. Carretera Las Marinas km 4 in Denia, Tel.: 0034/96/578 70 25.

Casa Pepa: kein Restaurant, das man durch Zufall findet, es liegt mitten in den Orangenhainen. Küche mit neuen Ideen. Pla de la Font 87 Ondara Tel.:0034/96/576 66 06

Flüge z. B. mit Niki / Air Berlin via Palma nach Alicante (rund 100 km südlich der Platja les Deveses). Ferienhäuser an der Costa Blanca u. a. bei Interhome, bei Cuendet.

Leihwagen z. B. bei Holiday Autos ab rund 150 € pro Woche. Vom Autor dieses Beitrags ist der Band Der Mann, der mit den Gambas zaubert - Funkelnde Costa Blanca erschienen (Picus- Verlag, 14,90 €) erschienen. Weitere Infos: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Walfischgasse 8, 1010 Wien, Tel.: 01/51 29 58-0, vienna@tourspain.es

Foto: Cuendet Ferienhäuser

Einsam liegt er da, und nur der Wind schaut vorbei, streichelt über den Sand, sortiert die Körnchen, modelliert manchmal einen neuen Pfad zwischen die Dünen. Ab und zu lassen Böen einen Fetzen Plastikplane im Tiefflug tanzen, spielen mit einem angeschwemmten Stück Tau. Und auf dem Meer tanzen Gischtkrönchen heran wie Wellenreiter, die erst ganz kurz vor Erreichen des Ufers von ihren Brettern gespült und unter Wasser gedrückt werden, ehe die Welle sie auf diesen Strand schiebt. Sie sind alle noch nicht da - die vielen Menschen, die sich im Sommer hier tummeln und in Augustnächten an den Tresen der Chiringuitos, der Strandbars, bis in den nächsten Morgen tanzen und feiern.

Der schönste Sandkasten der spanischen Costa Blanca ist mehr als fünf Kilometer lang, zwischen 50 und 100 Meter breit, gen Westen von einem schmalen Dünengürtel gesäumt und erstreckt sich zwischen Oliva im Norden und dem Rand der Ortschaft Els Poblets bei Denia im Süden. Im Jänner und Februar ist es still an der Platja Les Deveses. Im Februar und März schleichen sich die ersten warmen Tage ein, und am Himmel ziehen wieder die Drachensegel der Kite-Surfer ihre Bahnen, die sich vom Wind über die Mittelmeerwellen peitschen lassen und am liebsten nahe der Mündung des Río Molinell bei den Dünen starten.

Dick eingemummte spanische Kinder spielen im Sand, und auf dem Dünenpfad stapft manchmal eine Nonne in schwarzer Kluft mit Klappsessel unterm Arm barfuß bis ans Wasser. Für die nächsten Stunden macht sie es sich dort gemütlich, ohne irgendein Stückchen Stoff abzulegen, plaudert mit Strandwanderern und löst nebenbei Kreuzworträtsel in einer Zeitschrift. "Im Sommer" sagt sie, "ist es im kühlen Klostergarten schöner." Aber jetzt, da liebe sie den Strand, den salzigen Geschmack der milden Luft. Den Wind, der die Gedanken davontrage.

Bis Ende Mai / Anfang Juni wird kaum ein Spanier die Kleidung gegen Badesachen tauschen und ins noch immer unter zwanzig Grad warme Mittelmeer steigen: nicht in Deveses und nicht anderswo in der Region. Viel zu kalt - für die Einheimischen. Die ersten Urlauber der neuen Saison sind da weit weniger zimperlich, spielen bereits Hochsaison, plantschen im Wasser, räkeln sich auf den Badetüchern im Sand.

Die Wirte der Strandrestaurants haben dann ihre Boxen bereits wieder mit dem Stromkreis verbunden, lassen Sinatra und Iglesias singen. Traktoren mit schwerem Gerät im Schlepp haben den Sand gerecht, Bagger manche ungewollte Hürde umsortiert, die die Urgewalten des Winterhalbjahres geschaffen hatten. Deveses ist herausgeputzt für den Sommer. Und endlich, meistens so gegen Mitte Juni, ist es so, als hätte jemand den lange verschollenen Schlüssel für eine Lagerhalle im Hinterland wiedergefunden, alle Einzelteile der abgetakelten Beach-Bars auf ein paar Anhänger geladen und über den Sand zum alljährlichen Bauplatz auf Zeit holpern lassen: die Bar mit den hellbraunen Pappmaché-Felsen, den kreisrunden Regalen voller Caipirinha-Flaschen in der Mitte und den zwölf Meter hohen Mörtel-und-Plastik-Köpfen im Osterinsel-Stil an den Seiten.

Jeden Sommer werden sie im Strandsand von Oliva Nova neu zusammengesteckt und aufgerichtet.

Und ganz plötzlich hämmern Bässe aus eben noch verpacken Boxen. Es dauert nur ein paar Minuten, und die ersten Barhocker sind belegt, die ersten Tische im Sand besetzt, ein paar Caipirinhas gemixt. Und, klar, ein paar Dutzend Füße wippen mit. Mit der Tanzpremiere der neuen Saison ist aber so schnell noch nicht zu rechnen: Dafür muss es dunkel sein, müssen Fackeln im Sand stecken, Sterne am Himmel stehen. Und vor allem: Es muss warm sein. Das ist meistens erst im Juli so weit. Aber dann geht es richtig rund - erfrischendes Bad zwischen zwei Tänzen um weit nach Mitternacht im mittlerweile knapp 25 Grad warmen Mittelmeer inklusive.

Die nächsten acht Wochen beginnt der Tag in Les Deveses deutlich später als üblich: Nur die Familien sind schon um zehn, elf am Strand. Die jungen Leute kommen fortan erst nach zwei: Tribut an die durchzechten Nächte - und derweil wenig Arbeit für die Rettungsschwimmer aus Oliva, die mit knallroten Quads den Strand entlang Patrouille fahren und für den Notfall mit Trillerpfeife und Rettungsweste, mit Muskeln, optimistischem Gemüt und einem Funkgerät ausgestattet sind.

Irgendwann kurz nach dem ersten Septemberwochenende ist der ganz große Rummel schlagartig wieder vorbei: Spanien ist wieder bei der Arbeit, und in den Chiringuitos ist nur noch in der Büropause während der mittäglichen Siesta und an den Wochenenden etwas los. Schon Ende des Monats holpert wieder ein Kleinlaster über die schmalen Fahrwege bis an den Dünenrand: Fässer mitnehmen, Gläser einladen, Chiringuitos abbauen.

Im Oktober wird die Nonne noch das eine oder andere Mal mit ihrem Klappsessel auftauchen und ihn kurz vor der Wasserlinie in den Sand drücken, aufs Meer schauen, sinnieren, ein bisschen lesen. Die Temperaturen sind angenehm, tagsüber gut und gerne noch über zwanzig Grad. Und sie wird dabei lächeln.

Deveses versinkt im Winterschlaf, bekommt allenfalls Besuch von Strandwanderern, von ein paar Hunden, die ungestört durch den Wind toben. Und natürlich von den Kite-Surfern, die völlig unabhängig von den Jahreszeiten agieren, süchtig nach diesen Böen, diesen Wellen und durch nichts und niemanden abzuhalten sind - auch nicht von den Verbotsschildern. (Helge Sobik/DER STANDARD/Printausgabe/02.01.2010)