Wien - Die Dossiers der Kommission für Provenienzforschung sind erschütternde Berichte über Enteignung, Flucht und Mord in der NS-Zeit. Keine Ausnahme machen die Fälle, die dem Rückgabebeirat in der letzten Sitzung des Jahres 2009 vorgelegt wurden.

Samuel und Gittel Bauer wurden am 13. August 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert. Er kam dort ums Leben, seine Frau wurde 1944 nach Auschwitz überstellt. Beim Dorotheum hatten sie zwei Silberleuchter abzugeben gehabt, die in der Folge vom MAK erworben wurden. Der Beirat empfahl nun, die Leuchter zu restituieren.

Zurückgegeben wird auch das Gemälde Apotheose des hl. Kajetan von Jacob Zanussi (um 1728): August Blumberg floh im Dezember 1939, seine Habseligkeiten aber blieben bei der Wiener Spedition Dworak. Das Bild wurde von der Vugesta, einer Organisation zur Verwertung jüdischen Umzugsgutes, dem Dorotheum übergeben. Von dort gelangte es in die Österreichische Galerie Belvedere.

Ebendiese hatte von der Galerie Welz in Salzburg Ende 1938 um 260 Reichsmark ein Porträt von Johann Peter Kraft erworben. Das Bild aus der Sammlung Mandl-Maldenau war zuvor mit nur 40 Reichsmark bewertet worden. Elsa Mandl-Maldenau starb 1939 auf der Flucht in Frankreich, ihr Mann Max 1942 in Portugal.

Zurückzugeben hat das Belvedere auch vier Teile des Deckengemäldes Allegorien der Künste von Eduard Grützner. Ludwig Mayer hatte das insgesamt siebenteilige Bild bereits 1936 bei einer Spedition in Konstanz deponiert. Er und sein Sohn wurden ermordet. Die in Deutschland verwahrten drei Teile wurden bereits 1954 restituiert. Österreich ließ sich 55 Jahre länger Zeit. (trenk / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.1.2010)