Den Haag/Belgrad - Ein Rechtsvertreter Belgrads soll laut Medienberichten am Montag dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag eine Genozid-Klage Serbiens gegen Kroatien überreichen. Eine entsprechende Entscheidung wurde von der serbischen Regierung Ende Dezember getroffen, nachdem Zagreb seine im Jahre 1999 gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) eingereichte Genozid-Klage nicht rückgängig gemacht und auch keine Absicht bekundet hatte, dies tun zu wollen.

Die Klage Belgrads, die nach Ansicht von Experten zur weiteren Verschlechterung der bilateralen Beziehungen führen wird, enthält nach früheren Medienberichten Angaben über Kriegsverbrechen, die an kroatischen Serben während des Krieges 1991-1995 in Gospic, Sisak, Pakrac, Karlovac, Osijek, Paulin Dvor, Medak, Maslenica, aber auch im Laufe der kroatischen Wiedereroberung von Ostslawonien und der Krajina im Jahre 1995 angerichtet wurden. Das Dokument stützt sich früheren Medienberichten zufolge unter anderem auch auf die in den vergangenen Jahren in Kroatien geführten Kriegsverbrecherprozesse.

Vertreter der kroatischen Serben warnten in den vergangenen Tagen vor einer negativer Auswirkung der Belgrader Klage auf die Position der serbischen Volksgruppe in Kroatien.

Kaum Erfolgsaussichten

Weder die kroatische Klage noch die Gegenklage Belgrads hätten Erfolgsaussichten, ist der Belgrader Völkerrechtsexperte Vojin Dimitrijevic überzeugt. Der serbische Staat müsste sich wesentlich mehr im Versöhnungsprozess engagieren, ist auch sein Berufskollege Radoslav Stojanovic überzeugt. Er war Rechtsvertreter Belgrads in jenem IGH-Verfahren, das aufgrund einer Genozid-Klage Bosnien-Herzegowinas geführt wurde. Der Internationale Gerichtshof hatte Serbien im Februar 2007 vom Vorwurf des Völkermordes in Bosnien freigesprochen, allerdings eine Verletzung seiner Verpflichtungen zur Verhinderung von Völkermord in der ehemaligen bosniakischen (muslimischen) Enklave Srebrenica festgestellt. Von bosnisch-serbischen Truppen wurden nach der Einnahme der Kleinstadt im Juli 1995 rund 8.000 Jugendliche und Männer ermordet. (APA)