Leichensäcke nach dem Tsunami im Jahr 2004.

Foto: DATUM

Wien/Phuket/Wiesbaden - Wie in der neuen Ausgabe des Monatsmagazins Datum berichtet wird, liegen gegen das deutsche Disaster Victim Identification (DVI) Team Beweise vor, bei ihrem Einsatz nach der Tsunami-Katastrophe bei der Identifikation von Leichen ethisch fragwürdige Arbeitsmethoden angewandt zu haben.

Datum hatte im Sommer 2009 einen damit zusammenhängenden Skandal rund um die österreichischen Tsunami-Helfer in Phuket aufgedeckt (siehe: "Österreicher wegen 'Leichenschändung' ausgeschlossen"). Das heimische DVI-Team, bestehend aus Gerichtsmedizinern, Kriminalisten und Zahnärzten, war vom Internationalen Einsatzkommando im Jänner 2005 von der direkten Arbeit an Leichen ausgeschlossen worden, nachdem seine Mitglieder Toten Hände und Kiefer abgeschnitten hatten, um diese schneller und einfacher identifizieren zu können. Die österreichische Einsatzleitung rechtfertigte sich damals damit, dass man die Methoden vom deutschen DVI-Team übernommen habe. "Wir haben doch nur gemacht, was die Deutschen auch gemacht haben", sagte Brigadier Ernst Fischer damals, der den heimischen DVI-Einsatz von Wien aus koordiniert hatte.

Ein neu aufgetauchtes Dokument beweist nun diese Anschuldigungen. Zudem liegen Datum nach Eigenangaben Fotos vor, auf denen weiße Boxen mit der Aufschrift "German DVI" zu sehen sind. Der Inhalt: mit Kiefern gefüllte, durchsichtige Plastiksäcke, auf denen "Bundeskriminalamt" steht. Im Gegensatz zum österreichischen durfte das deutsche Team in Thailand weiterarbeiten. Das deutsche Bundeskriminalamt, das für die Zusammenstellung der deutschen DVI-Teams verantwortlich zeichnet, wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. (red, derStandard.at, 4.1.2010)