Bild nicht mehr verfügbar.

Düstere Aussichten für die Vereinigten Staaten: US-Ökonomen glauben nicht an den raschen Aufschwung.

Foto: AP

Atlanta - Viele Millionen ohne Job, ein verkrüppelter Immobilienmarkt und nach wie vor humpelnde Banken - das anbrechende Jahrzehnt dürfte nach Ansicht führender US-Ökonomen eines der schwersten für die Vereinigten Staaten seit der Großen Depression werden. Experten aller politischen Richtungen waren sich bei der Jahreskonferenz der American Economic Association am Wochenende in Atlanta zumindest in der Beurteilung einer Frage einig: Die Chancen für nachhaltiges und robustes Wachstum in den USA sind gering.

Nicht wenige Ökonomen gehen davon aus, dass die US-Wirtschaft in den kommenden zehn Jahren pro Jahr weniger als zwei Prozent wachsen wird - das ist im Vergleich zu früheren Erholungsphasen nach Wirtschaftskrisen alles andere als berauschend. "Es wird schwierig werden mit einer robusten Erholung, wenn die Märkte für private und Geschäftsimmobilien völlig darnieder liegen", prognostizierte Harvard-Professor Martin Feldstein bei dem Treffen der Ökonomen-Elite des Landes in der Hauptstadt des Bundesstaates Georgia.

Häusermarkt

Die mittlerweile globale Krise begann vor gut zweieinhalb Jahren auf dem Häusermarkt der USA, der sich heiß gelaufen hatte und dann binnen weniger Monate kollabierte. Seit dem Höhepunkt des Immobilienbooms sind die Preise um mehr als 30 Prozent gefallen, in einigen besonders hart betroffenen Staaten wie Kalifornien oder Nevada sogar noch deutlich schärfer. In der Folge der massiven Wertverluste fiel der private Konsum als traditionell wichtigste Konjunkturstütze jenseits des Atlantiks kräftig. In der Krise wandelte sich der US-Konsument zum Sparfuchs.

"Es ist schwer zu prognostizieren, was den Konsum ersetzen soll", orakelte der Nobelpreisträger und Wirtschaftsprofessor an der renommierten Columbia-Universität Joseph Stiglitz. "Das dürfte eine ganze Reihe von Jahren dauern." Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens sind die US-Bürger trotz neuer Sparsamkeit noch immer bis zum Hals verschuldet - kommen jedoch nach der Krise deutlich schwerer an neue Kredite. Zweitens hängen nach wie vor viele Banken am Tropf der Notenbank Federal Reserve und werden indirekt auch vom Staat gestützt. Viel Spielraum für neue, den Konsum wieder ankurbelnde Darlehen haben die meisten Institute also selbst nicht.

Den Banken droht nach Ansicht von Kenneth Rogoff, wie Feldstein Professor in Harvard, in den kommenden Jahren zudem möglicherweise neues Ungemach. Und zwar dann, wenn die Regierung "glaubhaft" ihre Unterstützung für das Finanzsystem zurückfährt. Rogoff hält dann einen neuen Kollaps zumindest nicht für ausgeschlossen. Die Programme von Fed und Regierung gaukelten eine trügerische Sicherheit vor, unkte der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF). "Es gibt derzeit so etwas wie eine Illusion von Profitabilität", sagte er mit Blick auf das nach wie vor fragile US-Finanzsystem. Eine Gesundung der Banken wäre aber für eine nachhaltige Erholung der größten Volkswirtschaft der Welt eine unabdingbare Voraussetzung. (APA/Reuters)