Tübingen - Wissenschaftler des Tübinger Universitätsklinikums konnten in einer Studie nachweisen, dass eine Fettleber den Wert des vor Diabetes schützenden Proteins Sex-Hormone-Binding Globulin (SHBG) erniedrigt. Ärzte hätten damit eine Möglichkeit das Diabetesrisiko und das Vorliegen einer Fettleber mittels der Bestimmung von SHBG im Blut besser abzuschätzen, so das Universitätsklinikum in einer Aussendung. Die Studie wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Die Zahl der weltweit an Diabetes Erkrankten nimmt stetig zu. In Österreich sind rund zehn Prozent betroffen - viele, ohne es zu wissen. Die überwiegende Mehrheit der Erkrankten leidet an einem Typ 2 Diabetes. Dabei sind zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr mehr Männer als Frauen betroffen, ab dem 60. Lebensjahr kehrt sich das Verhältnis um.

Erhöhtes Diabetesrisiko durch hohen Östrogenspiegel

Das Risiko kann sich bei Frauen durch einen hohen (bis zu 60 Prozent), bei Männern hingegen durch einen niedrigen (bis zu 42 Prozent) Testosteronspiegel erhöhen. Ein hoher Östrogenspiegel dagegen ist sowohl für Männer als auch für Frauen mit einem erhöhten Risiko für Typ 2 Diabetes behaftet. Eine noch wichtigere Rolle bei der Risikoeinschätzung spielt allerdings bei Männern als auch bei Frauen die Bioverfügbarkeit dieser Hormone, die durch das Protein SHBG reguliert wird.

In einer kürzlich erschienenen Arbeit im New England Journal of Medicine berichteten Wissenschaftler der Harvard Medical School in den USA, dass ein hoher Blutspiegel von SHBG stark und kausal am Schutz vor Diabetes beteiligt ist. Wissenschafter vom Universitätsklinikum Tübingen konnten in der aktuellen Studie zeigen, dass vor allem eine zunehmende Verfettung der Leber einen Abfall der SHBG Spiegel beim Menschen bewirkt. Bedeutsam sei dabei, dass unter Reduktion des Fettgehalts in der Leber während einer Lebensstil-Intervention, die SHBG Spiegel wieder anstiegen. "Falls sich unsere Erkenntnisse in weiteren Studien bestätigen, hätte der behandelnde Arzt damit eine Möglichkeit mittels der Bestimmung von SHBG im Blut das Diabetesrisiko und das Vorliegen einer Fettleber besser abzuschätzen. Parallel könnten die Ergebnisse einen neuen Ansatzpunkt für die Entwicklung von Medikamenten zur Prävention dieser Volkskrankheit sein", erklärt Norbert Stefan, einer der Studienautoren. (red)