Islamisten aus den Unruhestaaten Afghanistan, Jemen, Pakistan, Somalia haben in den vergangen Tagen die westliche Welt in Atem gehalten: Die New York Times sieht den "Jemen im Chaos". Dort erhielt Abdulmutallab aus Nigeria die Ausbildung für seinen Mordversuch an 289 Menschen, auf dem Weihnachtsflug von Amsterdam nach Detroit. Die Londoner Times beklagt zeitgleich den "failed state" in Somalia, wo Aufständische hunderte Kämpfer in den Jemen schicken wollen, um ihren dortigen Al-Kaida-Genossen gegen Amerika und die einheimische Regierung zu helfen. Die Pariser Le Monde erkennt am selben Tag ein "islamistisches Nest" in Pakistans Nordwesten, wo am 2.Jänner 2010 bei einem Attentat auf ein Volleyballspiel fast 100 Menschen zerrissen werden.
Großbritanniens Premierminister Gordon Brown beruft daraufhin - parallel zum Afghanistan-Gipfel - eine Jemen-Konferenz zum 28. Jänner 2010 nach London ein. Dort sollen laut Times hunderte Millionen Euro für die Lösung der "tieferliegenden Probleme" in all diesen Ländern bereitgestellt werden. Worin die bestehen, wird allerdings nicht präzisiert.
Obwohl man gerne einmal die etwas anderes vortragen würde, ist zu diesen ungenannten Problemen etwas sehr Simples in Erinnerung zu rufen: Das ganze Unruhequartett Afghanistan-Jemen-Pakistan-Somalia eliminiert auf die eine oder andere Weise überzählige junge Männer, kämpft also mit "youth bulges" , bei denen mindestens 30 Prozent der männlichen Bevölkerung 15 bis 29 Jahre alt ist.
Jemen mit 24 Millionen Einwohnern liegt im Islam bei der demografischen Aufrüstung noch vor dem Gazastreifen. 2008 folgen auf 1000 Männer zwischen 40 und 44 Jahren 5950 Knaben zwischen 0 und 4. Nach Uganda mit seiner endlosen Kette von Völkermorden und Bürgerkriegen ist das Weltrekord. In Afghanistan mit 32 Millionen Einwohnern lautet das Verhältnis 1000:4010, in Somalia mit 10 Millionen Menschen steht es bei 1000:4080 und in Pakistan mit 176 Millionen bei 1000:3000.
Beim begehrten Friedensinterventionisten USA dagegen folgen auf 1000 Männer von 40 bis 44 Jahren gerade mal 977 Knaben zwischen 0 und 4. Beim Juniorpartner England sind es anämische 677, in Deutschland registriert man die suizidale Relation 1000:477.
Eklatantes Gefälle
Das Unruhequartett Afghanistan-Jemen-Pakistan-Somalia hatte 1970 ca. 16 Millionen Jugendliche unter 15 Jahren, die sich auf Kämpfe der Zukunft vorbereiten. 1990 steckten - ungeachtet permanenter Aderlässe durch Kriege, Terror und Gemetzel zwischen unterschiedlich Frommen - bereits 34 Millionen Kids in dieser prekären Lage. 2010 schließlich hoffen bei einer Gesamtbevölkerung von 242 Millionen Einwohnern 48 Millionen Knaben unter 15 auf einen Aufstieg in den kommenden eineinhalb Jahrzehnten.
Wenn in den anstehenden Schlachten zwei Drittel oder 32 Millionen dieser Jungen fallen sollten, gäbe es für jeden Hof und jede Werkstatt immer noch einen männlichen Erben. Die vier können also dreimal so viele junge Männer verlieren wie Europa im Ersten Weltkrieg.
Betrachten wir auf der Gegenseite das Nationenquartett USA, England, Deutschland und Kanada, die schon heute in Afghanistan die Hauptlast der Kämpfe tragen. Zusammen haben sie 2010 mit 484 Millionen doppelt so viele Einwohner wie unser islamisches Quartett, aber mit 45 Millionen Söhnen unter 15 drei Millionen weniger als die Kriegsherde.
Von diesen 45 Millionen sind die 32 Millionen amerikanischen statistisch die einzigen Söhne ihrer Mamas. Die verbleibenden 13 Millionen sind zu einem guten Teil sogar die einzigen Kinder ihrer Mütter. "Verlierbare" Söhne hat bei den vieren niemand. Mit jedem Gefallenen verlöscht eine Familie. Deshalb steht es bei den entbehrlichen Söhnen 32 Millionen zu null für die anderen. Diese Information muss die westlichen Nationen nicht entmutigen. Sie sollte aber bei ihrer unaufhörlichen Suche nach "tieferliegenden" Problemen nicht immer wieder unter den Tisch fallen. (DER STANDARD, Printausgabe, 5.1.2010)