Ein Knopfdruck, und herein ins Wohnzimmer strömt die Produktinformation. Sie drängt sich mit ihren kleinen, feinen Träumen bekanntlich zwischen alles und jedes. Die freundlichen Gesichter aus den blankgeputzten Küchen und die friedlichen Kaffeeschlürfer im Hintergarten bei der fitten Oma - sie sind im festgezurrten Fernsehprogramm auch Auflockerung - das Happy End nach den Weltnachrichten.

Dieses Wechselspiel von Fakt und Fiktion hat CNN zur Vollendung gebracht: Wie eine Samtdecke überzieht der Urlaubswerbeblock mit seinen weichgezeichneten Landschaftsbildern nahtlos die Neuigkeiten aus aller Welt. Direkt vom Newsdesk hebt der Blick in schwungvollen Kamerafahrten ab über die Gipfel tropischer Wälder und führt zu inbrünstiger Musik in unfassbar schöne Weltgegenden voller tollkühner Natur und Architektur. Eintauchen wird dabei wörtlich genommen: Eine Wassernixe schwimmt durch die frische Luft dieser verzauberten Landschaft; sie lenkt ihre Hüften gegen Bergklippen und taucht mit ihrem Wallehaar ab in endlos lange Täler und hinein in Prärien. Patagonien? Polynesien? Tasmanien? 

Das Ganze dauert mehrere Minuten und ist das Ergebnis erstklassiger Computertechnik samt überdurchschnittlich animierender Imagination. In wohligem Amerikanisch spricht eine Stimme den Infotext, so sanft, dass man sich schlagartig in dieses irreal scheinende exotische Paradies verwünscht. Und sich dem Fernsehen als Fenster zur Welt wieder einmal völlig ergeben wähnt. Dann die Lösung: "Croatia"... Ein schönes Land, Kroatien ist toll. Nichts dagegen. Hinfahren! Doch diese Realität liegt zu nahe. Einfach zu echt. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD; Printausgabe, 5./6.1.2010)