Bild nicht mehr verfügbar.

Minister Norbert Darabos (hier zwischen Oberbefehlshaber Heinz Fischer und General Edmund Entacher bei der auf dem Heldenplatz angetretenen Truppe) will im Heer mehr auf die Geschichte achten - und auf Ausrüstung für die Zukunft schauen.

Foto: Reuters/Bader:

Wien - Das hätte sich Norbert Darabos vor drei Jahren nicht träumen lassen: Da war der damalige SPÖ-Bundesgeschäftsführer angetreten, um als Verteidigungsminister den Eurofighter-Kauf nach Möglichkeit rückgängig zu machen. Nun ist er einer der längstgedienten Minister in Werner Faymanns Kabinett - und vermeldet in der Presseunterlage zum dreijährigen Amtsjubiläum stolz, dass der Eurofighter zu den "Highlights der Investitionen in die Truppe" zählt. Die Kampfflugzeuge, von denen Darabos schließlich 15 (statt 18) übernommen hat, schlagen sich in der Bilanz des Ministers mit 1,096 Milliarden Euro in drei Jahren nieder.

Für den Rest der Beschaffungen in seinen drei Ministerjahren hat Darabos eine 612 Millionen Euro umfassende Liste erstellt, auf der sich Lastkraftwagen um 156 Millionen Euro und Mehrzweckfahrzeuge um weitere 25 Millionen finden. Dazu kommt das insgesamt 5000 Einzelgeräte umfassende Truppenfunksystem "Conrad" , das 70 Millionen gekostet hat und heuer mit rund vier Jahren Verspätung an die Truppe ausgeliefert werden soll. 40 Millionen Euro wurden unter Darabos in neue Radaranlagen, 29 Millionen in neue Kampfanzüge investiert.

Zudem gab es 311 Millionen Euro für Baumaßnahmen - noch heuer sollen das Tragtierzentrum in Hochfilzen, die Werkstätte der Dritten Panzergrenadierbrigade in Mautern und die Sanierung von Unterkünften in der Schwarzenbergkaserne in Salzburg abgeschlossen werden.

Was noch heuer ansteht: Die ersten der geplanten 150 sogenannten "geschützten Mehrzweckfahrzeuge" von Iveco LMV werden an die Truppe geliefert, ein Katastrophenschutzpaket für die Pioniertruppe soll kommen, und die Vorbereitung für die Beteiligung an der Battlegroup (einer multinationalen Truppe mit Deutschen, Niederländern, Finnen und Litauern) läuft an: Im ersten Halbjahr 2011 sollen in diesem Rahmen 180 österreichische Soldaten für rasche Kampfeinsätze bereitstehen. Darabos will zeigen, "dass wir uns in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik nicht verstecken" .

Seit 50 Jahren im Ausland

Immerhin hat das Bundesheer im heurigen Jahr ein einschlägiges Jubiläum zu feiern: Seit 50 Jahren sind österreichische Soldaten bei internationalen Einsätzen dabei - in den letzten Jahren zunehmend auch als Kommandanten größerer Verbände.

Viel zurückhaltender spricht Darabos darüber, was er nicht erreicht hat. Das Ziel der Bundesheerreform "ÖBH 2010" wurde verfehlt - wobei der Minister darauf hinweist, dass die Reformen viel weiter seien als deren öffentliche Wahrnehmung: "Wir haben durch die wirtschaftliche Krise einige Dinge auf die lange Bank schieben müssen."

Das betrifft vor allem drei Bereiche: Die weitgehend veraltete Flotte an kleinen und mittleren Hubschraubern gehörte erneuert - wobei das Upgrade der Cockpits für die mittleren Transporthubschrauber AB-212 im Mittelpunkt steht. Aber dafür fehlt das Geld.

Ähnlich dringend wäre die Beschaffung eines Nachfolge-Jets für die mehr als 40 Jahre alten Trainingsflugzeuge Saab 105: Doch der ins Auge gefasste Ersatz, die Aermacchi M-346, erscheint momentan nicht finanzierbar.

Als drittes Manko nennt der Minister im STANDARD-Gespräch die sogenannten Allschutzfahrzeuge - diese leicht gepanzerten Fahrzeuge galten als wichtige Komponente im neuen ÖBH 2010. Auf sie muss man warten. Wie lange es dauern wird, soll bei einer Klausur im Februar zur Evaluierung der Reform geklärt werden.

Rascher dürfte gehen, neue Gedenktafeln anzubringen, mit denen sich das "humanistische Friedensheer" der unrühmlichen Geschichte einiger seiner Liegenschaften erinnern soll. (Conrad Seidl/DER STANDARD-Printausgabe, 5.1.2010)