Bild nicht mehr verfügbar.

Polster hat ein Amt im Kick.

Foto: EPA/PATRICK STRAUB ELECTRONIC IMAGE

Wien/Linz - Es gibt diese unsäglichen Fragebögen, und Anton Polster hat deren schon viele ausgefüllt. Weil er berühmt ist. Und weil er vor nichts zurückschreckt. Wann haben Sie zum letzten Mal geweint? Der 45-jährige Polster beantwortet die vom Standard nie gestellte und bei Mannsbildern Schweißlawinen auslösende Frage aus eigenem Antrieb: "Vor ein paar Tagen, als mir Präsident Peter-Michael Reichel mitgeteilt hat, wie viel ich beim LASK verdiene. Das war echt traurig."

Der Fußball hat den Polster trotzdem wieder. Als Cheftrainer der Amateure des LASK, die vergnügen sich in der OÖ-Liga, das ist die vierte Leistungsstufe. Die Linzer Jungspunde sollen drittklassig werden. Polster wird zusätzlich Reichel persönlich beraten, in Marketingangelegenheiten und überhaupt, der Vertrag läuft bis Juni 2011. Eine intensive Zusammenarbeit mit Matthias Hamann, dem von Erfolgen eher befreiten Coach der ersten Mannschaft (Platz acht), ist erwünscht. Polster sieht sich nicht als logischer Nachfolger, das wäre nämlich ein äußerst mieser Charakterzug. "Ich unterstütze Hamann zu einhundert Prozent." Das sei kein Schmäh.

Reichel und Polster haben sich in den vergangenen Wochen ein paarmal getroffen, zunächst eher zufällig, zum Beispiel am Hamburger Flughafen. Man ist ins Gespräch gekommen. Reichel war neidig auf die Nachwuchspflege von Rapid und Sturm Graz, die beiden Klubs sind fast Selbstversorger geworden. Polster: "Es ist ja wirklich komisch. Weshalb soll es in Oberösterreich keine Pehlivans, Beichlers, Jantschers oder Kavlaks geben? Man muss sie nur finden."

Vielleicht ist Anton Polster selbst ein Suchender gewesen. 2004/05 wurde er General Manager der Wiener Austria, nach nur fünf Monaten war er mit Frank Stronach über Kreuz. "Das ganze war ein Irrtum. Aber wenn dein Herzensverein ruft, kommst du." Drei Jahre stand Polster auf Stronachs Lohnliste. "Ich hätte lieber gearbeitet. Es gab keine Angebote." Schmäh ohne.

Polster sang sich durchs Leben (Gold-CD), entwarf Hemden, kommentierte fürs Bezahlfernsehen, schrieb Kolumnen, tanzte im ORF (Niederlage gegen Marika Lichter!), fuhr Skirennen im ORF, war Stütze der ORF-Seitenblicke. "Vielleicht ist es zu viel gewesen. Aber ich habe alles ernsthaft gemacht. Auch den Schmäh. Zudem habe ich immer dazugelernt."

Im Fußballbetrieb hat Polster sämtliche relevanten Funktionen ausgeübt (natürlich sind Zeug- und Platzwarte auch wichtig), dem SV Wehen stand er als Präsident vor. Das Traineramt war der letzte weiße Fleck. "Ich werde mich nicht auf der Gugl unter der Tartanbahn eingraben, sondern werde präsent sein." Prinzipiell traue er sich alles zu. "Teammanager beim Nationalteam wie der Oliver Bierhoff in Deutschland." Bei Real Madrid wäre er am liebsten Trainer. "Aber das ist eher ein Schmäh. Auf dem Fragebogen würde ich es ankreuzen."(Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 5. Jänner. 2010)