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Hände hoch und scannen lassen.

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Diese Nacktscans entstammen Geräten der ersten Generation, ...

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... dieses Bild zeigt das Ergebnis moderner Scanner.

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Die EU-Kommission unternimmt einen zweiten Anlauf für die Einführung. Und Hersteller hoffen auf große Geschäfte.

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Die USA verwenden sie nach dem jüngsten gescheiterten Attentatsversuch in einem Flugzeug wieder verstärkt, und in Europa gehören sie vermutlich auch schon bald zur Flughafenausstattung: Ganzkörper-Scanner, auch Nacktscanner genannt, weil die Detektoren ein Bild der Körperoberfläche wiedergeben und dabei die Bekleidung weglassen. Nach den Niederlanden, wo die Geräte schon seit Monaten getestet werden, wird die Einführung der Körperscans nun auch wieder in Deutschland und in Italien heftig diskutiert.

Aber auch die EU-Kommission hat am Montag zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen auf Flughäfen als notwendig bezeichnet und einen neuen Vorschlag in Aussicht gestellt. Wie berichtet, hatte die EU-Behörde ihren Plan vom Oktober 2008, die umstrittenen Körperscanner zur Passagierkontrolle in allen Mitgliedstaaten einzuführen, wegen massiver Ablehnung im EU-Parlament zurückgezogen. Doch nun wird die Situation noch einmal geprüft. "Wir brauchen zusätzliche Maßnahmen und werden sehen, ob die Technologie sicher ist und im Einklang mit den europäischen Gesetzen steht. Auf dieser Basis könnten wir einen neuen Vorschlag vorlegen", hieß es in Brüssel.

In Deutschland hat sich zuletzt Außenminister und FDP-Chef Guido Westerwelle gegen verschärfte Gesetze und die Einführung von Nacktscannern der ersten Generation ausgesprochen. Innenminister Thomas de Maizière hingegen zieht Nacktscanner der neuen Generation für Deutschlands Flughäfen in Betracht. "Studien zu Terahertz-Wellen sagen uns, dass sie für den Menschen unbedenklich sind", sagte der CDU-Politiker der Bild-Zeitung. Trotzdem werde der Bund in diesem Jahr sehr genau prüfen, ob Nacktscanner der Gesundheit schaden könnten. "Geräte mit Röntgenstrahlen setzen wir nicht ein", so Maizière.

Im Labor getestet

Im Gegensatz zu herkömmlichen Metalldetektoren sollen Nacktscanner auch feste und flüssige Sprengstoffe, Keramikmesser und andere nichtmetallische Gegenstände entdecken. Derzeit werden die Geräte allerdings noch nicht an deutschen Flughäfen eingesetzt, sondern lediglich von der Bundespolizei im Labor getestet. Bisher können diese Nacktscanner Sprengstoff jedoch nach Aussage des deutschen Innenministeriums nicht sicher genug erkennen. Auch die Geschwindigkeit der Kontrollen lasse zu wünschen übrig.

Andere Länder, darunter Österreich (siehe "In Österreich wird es vorläufig keine Nacktscanner geben"), sind noch zurückhaltend. Erst müsse man die Ergebnisse des niederländischen Testeinsatzes abwarten.

Weltmarktführer bei sogenannten Terahertz-Scannern (siehe Artikel "Warnung vor Bomben und Windeln") ist laut Financial Times Deutschland die britische Firma Thruvision. Dabei wird Technologie genützt, die ursprünglich von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA entwickelt wurde. Das aktuelle Scanner-Modell von Thruvision heißt T4000 und kann Menschen im Abstand zwischen 3 und 15 Metern kontrollieren. Nach Angaben der Herstellerfirma solle dabei keine anatomischen Details erkennbar sein.

Sicherheits-Screenings

Ein weiterer Hersteller von Scannern ist das US-Unternehmen L3 Communications, das nach eigenen Angaben mit einem Jahresumsatz von 14 Milliarden US-Dollar der weltweit größte Lieferant von Geräten für Sicherheits-Screenings ist. Sein Scanner-Modell ProVision tastet Passagiere aktiv ab und wird derzeit auch in Flughafen in Amsterdam, London und Moskau getestet.

In Amsterdam stehen insgesamt 16 Scanner, jeder im Wert von rund 500.000 Euro, zur Verfügung. Sobald dem Rechner an einem Körper irgendetwas gefährlich erscheint, gibt er eine Warnmeldung. Die betreffende Person, erklärt Schiphol-Betriebsdirektor Ad Rutten, werde dann - ähnlich wie bei Zweifelsfällen mit der bislang eingesetzten Metalldetektortechnik - einer herkömmlichen Leibesvisitation unterzogen. Jedes "Nacktbild" werde nach normalem Verlauf der automatisierten Kontrolle gelöscht. "Das System wird sich bald weltweit durchsetzen", glaubt Rutten. "Es versteht sich, dass damit auch Hoffnungen auf "Bombengeschäfte" verbunden sind." (APA, dpa, simo/DER STANDARD-Printausgabe, 5.1.2010)