Frankfurt/Main - Schlimmer Verdacht gegen den Ex-Sänger der umstrittenen, 2005 aufgelassenen Rock-Band Böhse Onkelz: Der 45 Jahre alte Kevin Russell hat nach einem schweren Verkehrsunfall mit zwei Schwerverletzten möglicherweise Fahrerflucht begangen. Die Frankfurter Polizei bestätigte am Montag einen entsprechenden Bericht der "Bild"-Zeitung, betonte aber, es stehe noch nicht fest, ob Russell tatsächlich den Unfall am Silvesterabend verursacht hat. Der Beschuldigte selbst wies die Vorwürfe zurück: "Ich bin nicht gefahren! Ich musste mich vor der Autobahn übergeben, bin dann drei Stunden umhergeirrt", wird er von "Bild" zitiert.

Der 45-jährige Rocksänger soll am Steuer eines geliehenen Audi Coupe am Silvesterabend um 20.25 Uhr auf der A 66 zwischen den Anschlussstellen Zeilsheim und Kelkheim einen Opel Astra mit hoher Geschwindigkeit überholt haben. Der Sportwagen war beim Wiedereinscheren nach rechts mit dem Opel zusammengestoßen. Beide Autos prallten gegen die rechte Leitplanke. Der Opel fing Feuer, der 19-jährige Fahrer und sein 21-jähriger Begleiter aus Hattersheim erlitten laut Polizei schwerste Verletzungen und wurden nur durch schnelles Eingreifen von Helfern aus dem brennenden Auto gerettet. Einem der beiden jungen Männer mussten in einer Spezialklinik für Verbrennungsopfer mehrere Finger amputiert werden. Die Ärzte schließen weitere Amputationen bei beiden Unfallopfern nicht aus.

Der Audi-Fahrer flüchtete zu Fuß, ohne sich um die Unfallfolgen zu kümmern. Der Halter des Autos nannte den Ermittlern laut Polizeibericht eine Person, die das Auto gefahren haben könnte. Dabei muss es sich nach Angaben der Polizei um den Sänger handeln. Außerdem soll eine Überwachungskamera an einer Tankstelle beweisen, dass Russell kurz vor dem Unfall dort eingekauft hatte. Am Sonntag hatte die Polizei berichtet, ein anderer Mann habe sich in Begleitung einer Person gestellt und angegeben, in den Unfall involviert gewesen zu sein. Dieser hat nach Angaben der Kripo keinen festen Wohnsitz und wurde am Freitag zur Polizeistation in Königstein gebracht und dort vernommen. Er musste sich einem Alkohol- und Drogentest unterziehen sowie eine DNA-Probe abgeben. Russell wurde inzwischen nach Zahlung einer Kaution von 50.000 Euro auf freien Fuß gesetzt.

Auf ihrer Homepage veröffentlichte die Band eine Erklärung, in der es hieß, man könne und wolle zum Unfall oder Details zu Russels Zustand keine Angaben machen, da man bisher noch keinen Kontakt zu ihm hatte. Im Moment gälten die Gedanken in erster Linie den beiden Unfallopfern und ihren Angehörigen. "Wir senden unsere besten Gedanken und hoffen auf eine schnelle und vollständige Genesung", hieß es dort weiter. (APA)