Washington - Ein jordanischer Arzt und Doppelagent mit Verbindungen zur Al-Kaida soll laut US-Medien den jüngsten Selbstmordanschlag auf eine US-Geheimdienstbasis in Afghanistan verübt haben. Der Mann, der sieben CIA-Agenten mit in den Tod riss, wurde demnach unkontrolliert in das Lager gelassen, weil er Informationen über Top-Al-Kaida-Terroristen liefern sollte. Wie die "New York Times" unter Berufung auf westliche Regierungsbeamte berichtete, hatte der jordanische Geheimdienst den Doppelagenten darauf angesetzt, die Al-Kaida zu unterwandern und deren "Nummer Zwei", den ägyptischen Arzt Ayman al-Zawahiri (Sawahiri), aufzuspüren.

Der Anschlag sei ein "verheerender Schlag" für die Bemühungen der Geheimdienste, in das Al-Kaida-Netz im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet einzudringen. Die geplante Unterwanderung des Netzwerks werde sich dadurch erheblich verzögern. Der Anschlag sei zugleich ein weiterer Beweis dafür, dass die Al-Kaida nach wie vor in der Lage sei, zurückzuschlagen und die USA empfindlich zu treffen. Es war der blutigste Anschlag gegen die CIA seit Anfang der 80er Jahre.

Bei dem Doppelagenten handle es sich um den 36-jährigen Humam Khalil Abu-Mulal al-Balawi, der für den jordanischen Geheimdienst gearbeitet habe. Dieser habe den Mann vor über einem Jahr wegen Al-Kaida-Kontakten festgenommen und inhaftiert. Die Jordanier seien später davon ausgegangen, sie hätten den Mann auf ihre Seite gezogen. Darauf hätten sie ihn als Undercover-Agenten nach Pakistan und Afghanistan geschickt.

"Von al-Zawahiri geschickt"

Der Mann habe sich kürzlich bei seinen jordanischen Agentenführern mit dem Wunsch gemeldet, CIA-Agenten in dem Lager in der Khost-Provinz an der Grenze zu Pakistan zu treffen. Bei dem Anschlag kam außer dem Attentäter und den sieben CIA-Agenten auch ein jordanischer Spion ums Leben.

"Der Selbstmordattentäter scheint von Ayman al-Zawahiri persönlich geschickt worden zu sein, um den Anschlag zu verüben", sagte der frühere CIA-Agent und Präsidentenberater Bruce Riedel. Dafür gebe es aber keine offizielle Bestätigung.

Aus islamistischen Kreisen in der jordanischen Hauptstadt Amman verlautete, der Selbstmordattentäter sei ein 36-jähriger Arzt aus Zarqa nahe Amman gewesen. Er sei zunächst festgenommen und dann vom jordanischen Geheimdienst rekrutiert worden, um Zugang zu Zawahiri zu bekommen, berichtete die islamische Website Ana Muslim. Der Jordanier habe mehrere Monate in Afghanistan und Pakistan verbracht und die USA mit Informationen versorgt, die Al-Kaida ihm bewusst überlassen habe.

Taliban bekennt sich

Der jordanische Informationsminister Nabil Sharif wies die Berichte zurück. Der jordanische Geheimdienst sei "überhaupt nicht an solchen Einsätzen beteiligt", sagte er. Ein westlicher Diplomat sagte, Jordanien sei es unangenehm, dass die Zusammenarbeit mit der CIA durch den Anschlag herausgekommen sei, weil die Bevölkerung mehrheitlich US-feindlich eingestellt sei.

Bisher hieß es, der Täter habe eine afghanische Armeeuniform getragen, sei als Informant eingeladen gewesen und entgegen den Sicherheitsvorschriften bei seiner Ankunft auf der schwer bewachten Basis nicht durchsucht worden. Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Der Attentäter hatte die Bombenweste in einem Fitness-Raum der Anlage gezündet.

Der Stützpunkt Forward Operation Base Chapman soll eine Schlüsselrolle bei der Steuerung unbemannter Drohnen spielen, mit denen die US-Streitkräfte Stellungen und Verstecke der Taliban in dem unwegsamen Grenzgebiet unter Feuer nehmen. (APA)