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Nestlé mag Pizza lieber als Schoko und Kaugummi.

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London - Nestlé zieht Tiefkühlpizza Schokolade vor. Der Schweizer Lebensmittelriese hat seinem US-Rivalen Kraft Foods das Pizzageschäft um 2,6 Milliarden Euro abgekauft und schwingt sich in der Sparte zum Weltmarktführer auf. Allein den Amerikanern sind die heißen Fladen jährlich 37 Milliarden Dollar wert. Der Deal verhindert einen anderen: Auf den britischen Süßwarenkonzern Cadbury hat Nestlé keinen Appetit mehr.

Die Abfuhr der Schweizer rückt einmal mehr den von den Briten ungeliebten Bieter Kraft ins Blickfeld. Dieser will gestärkt durch das Pizzengeschäft den Cadbury-Aktionären eine feindliche Übernahme versüßen und lockt mit höheren Baranteilen. Da das Gesamtvolumen in Höhe von elf Mrd. Euro aber unverändert bleibt, wies Cadbury das Angebot umgehend als lächerlich zurück. Das erste Offert hatten nicht einmal zwei Prozent der Aktionäre akzeptiert.

Kein Käufer in Sicht

Doch ernstzunehmende weitere Käufer für das Schokoladeimperium sind nicht in Sicht. Nutella-Hersteller Ferrero und US-Konzern Hershey gelten zwar als interessiert, beiden wird jedoch nicht zugetraut, die Übernahme auch finanziell zu stemmen. Es geht um bewährte Marken: Die Briten sind mit Trident-Kaugummis und Dairy-Schokolade in vieler Munde.

Die harte Schlacht um das Süße währt seit mittlerweile vier Monaten. Kraft, bekannt für Labels wie Milka und Philadelphia-Käse, hat bei seinem Bemühen, die Engländer zu schlucken, nicht nur Aktionäre, Gewerkschafter und Minister gegen sich. Auch aus eigenen Reihen wächst Widerstand: Milliardär Warren Buffett trägt die Pläne nicht mit - seine Gruppe Berkshire Hathaway ist an Kraft mit fast zehn Prozent beteiligt. Sie hat nun dagegen votiert, zur Finanzierung dieses Deals 370 Mio. neue Aktien auszugeben: Buffett stimme nicht für ein derart großes Projekt, ohne die Kosten zu kennen. (APA, vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.1.2010)