Intels neuer Superchip beherbergt auf einer Fläche, die nicht größer als ein Cent ist, 48 Kerne. Er soll 20-mal leistungsfähiger sein als heutige Chips und dennoch weniger Energie verbrauchen.

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Chips sind die kleinen, fast unsichtbaren Triebfedern unseres heutigen Alltags- und Wirtschaftslebens. Sie finden sich in der häusliche Mikrowelle ebenso wie in Computer, Handy und Co, helfen uns überwachen, sorgen für Sicherheit im Auto, ermöglichen Fortschritte in der Medizin. Und mit ihrer Weiterentwicklung wird sich nach Auffassung von Experten das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine bemerkenswert verändern.

Maschinen werden verstehen

"Die Maschinen, die wir künftig bauen, werden in der Lage sein, die Welt um uns herum so zu verstehen, wie wir es als Menschen können", ist Justin Ruttner, Cheftechniker beim weltgrößten Chiphersteller Intel, überzeugt. "Sie werden sehen und hören, und sie werden wahrscheinlich sprechen und andere menschliche Fähigkeiten beherrschen können."

Seit Jahrzehnten haben die Hersteller von Halbleitern die Größe ihrer Chips stetig geschrumpft, sie dabei parallel mit immer mehr Transistoren vollgestopft, winzigen Schaltern, die den Strom elektronischer Daten leiten, die die Funktionen unserer Computer und andere Geräte ermöglichen.

Doch mit mehr als einer Milliarde Transistoren, die derzeit auf auf einen etwa fingernagelgroßen Mikroprozessor gequetscht werden können, entsteht auch zunehmend das Problem, dass diese dicht gepflasterten Chips weniger energieeffizient werden und dazu neigen zu überhitzen.

Multicore

Um dieses Problem zu umgehen, werden Chips mit sogenannten multiplen Cores (Kernen) gebaut. Diese verstärken die Leistung, indem sie Datenströme simultan verarbeiten. Während Intel heuer Prozessoren mit sechs und acht Kernen auf breiter Basis auf den Markt bringen wird, enthüllte das Unternehmen bereits Ende 2009 erste Forschungsergebnisse zu einem Modell mit 48 Kernen. Dieses soll zehn- bis 20-mal leistungsstärker sein als die derzeitigen Intel-Chips. Und das soll ein weiteres buntes Spektrum faszinierender Anwendungen ermöglichen.

Zum Beispiel "gescheite" Autos, die ihre Besitzer Schritt für Schritt bei Reparaturen anweisen. Computer, mit deren Hilfe Kleinstaktionäre Finanzdatenbanken wie Wall-Street-Profis manipulieren können.

Virtuelle Ankleideräume, in denen Nutzer mittels 3-D-Kamera und Computer ein virtuelles Modell von sich aufnehmen können, das dann Kleidung aus einem Online-Versandhaus stellvertretend anprobiert. Intel geht davon aus, dass diese Lösung in fünf bis zehn Jahren umgesetzt sein könnte.
Krebsbekämpfung

Oder es könnten damit Computermodelle von der Krebserkrankung eines Menschen erstellt werden. Anhand des Modells, der medizinischen Daten des Patienten und des wissenschaftlichen Wissens über die Krankheit könnte ein Multicorechip die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsmethoden - Chemotherapie, Operation, kein Eingriff etc. - simulieren. (kat/ DER STANDARD Printausgabe, 5. Jänner 2009)