Rom - Nach dem Bombenanschlag auf ein Gericht in der süditalienischen Stadt Reggio Calabria in der Nacht auf Sonntag will die Regierung Berlusconi schärfere Sicherheitsvorkehrungen rund um die Anti-Mafia-Ermittler ergreifen. "Wir werden zusätzliche Sicherheitskräfte nach Kalabrien entsenden", erklärte der Unterstaatssekretär im Innenministerium, Francesco Nitto Palma, nach Medienangaben vom Dienstag.

In Reggio Calabria laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, um die beiden Unbekannten zu identifizieren, die die Bombe vor dem Eingang des Gerichts gelegt haben. Die Behörden machen die 'Ndrangheta, die kalabresische Mafia, für die Tat verantwortlich. Die Bombe verursachte erhebliche Sachschäden. "Der Anschlag ist ein mafiöser Terrorakt", erklärte Innenminister Roberto Maroni im Interview mit der italienischen Tageszeitung "Sole 24 Ore" (Dienstag-Ausgabe).

Taktik geändert

Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen zwei Männer mit Motorradhelmen, die auf Vespas gekommen waren und den Sprengsatz deponierten. Mit Hilfe der Bilder hofft man, die beiden Männer zu identifizieren, auch wenn die Kennzeichen der Mopeds nicht erkennbar seien, sagte Staatsanwalt Salvatore Di Landro. Das Attentat sei eine Reaktion auf den Einsatz der Ermittler gegen die finanziellen Interessen der 'Ndrangheta. Jüngst sei mehrfach Besitz der Mafia-Clans beschlagnahmt worden, außerdem laufen mehrere Berufungsverfahren gegen Drahtzieher der organisierten Kriminalität. Der Anschlag sei von den einflussreichsten Clans der 'Ndrangheta als Warnung an die Staatsanwälte gedacht.

"Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen haben die Behörden ihre Taktik geändert, was den Kriminellen ganz sicher nicht gefällt", sagte der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft von Reggio, Franco Mollace. 2009 seien 40 Bosse der 'Ndrangheta festgenommen und Mafia-Besitz im Wert von 800 Millionen Euro beschlagnahmt worden.

"Starke Reaktion seitens des Staates notwendig"

Innenminister Maroni kündigte die Einrichtung einer Behörde an, die beschlagnahmten Mafia-Besitz verwalten soll. Die Behörde soll ihren Sitz in Reggio Calabria haben. In den vergangenen 18 Monaten wurden laut dem Innenminister in Italien Immobilien, Grundstücke und Gesellschaften im Wert von 6,6 Milliarden Euro beschlagnahmt.

Solidarisch mit den Staatsanwälten von Reggio Calabria erklärte sich der Oberste Richterrat CSM. "Jetzt ist eine starke Reaktion seitens des Staates notwendig", verlangte die oppositionelle PD (Demokratische Partei). Der im Kampf gegen die Mafia engagierte Verband "Libera" kündigte eine Solidaritätsdemonstration mit den Staatsanwälten von Reggio Calabria an. Solidarisch mit den Ermittlern erklärte sich auch der Präsident der Bischofskonferenz Kalabriens, Luigi Mondello. Er sprach von einem gefährlichen Angriff des organisierten Verbrechens auf den Staat. (APA)