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Die Zunge verfügt nur über 25 Bittergeschmacksrezeptoren und kann trotzdem zehntausende verschiedene Bitterstoffe wahrnehmen.

Foto: AP/Rob Griffith

Potsdam - Lediglich 25 Bittergeschmacksrezeptoren reichen aus, um zehntausende von Bitterstoffen wahrzunehmen. Wie dies möglich ist, können nun Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) erklären. "Wir wissen jetzt, dass die Bindungseigenschaften der Bittersensoren sehr unterschiedlich sind und dass nur die Kombination dieser Eigenschaften es ermöglicht, eine so überaus breite Palette von Bitterstoffen zu erfassen", sagt Wolfgang Meyerhof, Erstautor der Studie, die im Magazin Chemical Senses veröffentlich wurde.

Die Forscher testeten mit einer Art künstlicher Zunge (Zellkultursystem) die Wirkung von 104 natürlichen und synthetischen Bitterstoffen auf die 25 menschlichen Bittergeschmacksrezeptoren.

Bittersubstanzen finden sich in Pflanzen, werden von Tieren produziert, entstehen bei der Verarbeitung von Nahrungsmitteln oder bei Zerfallsprozessen. Obwohl niemand die Stoffe gezählt hat und es keine Datenbank dazu gibt, geht die Wissenschaft davon aus, dass es Zehntausende bitterer Stoffe gibt, erläuterte Meyerhof.

"Unter diesen Bitterstoffen befinden sich zahlreiche Substanzen, die uns das Leben täglich bitter machen, wie zum Beispiel Koffein aus Kaffee, Limonin aus Zitrusfrüchten, Chinin aus Bitter Lemon, Ethylpyrazin, das bei Röstprozessen entsteht, Sinigrin aus verschiedenen Kohlsorten, aber auch medizinische Inhaltsstoffe", erklärte das DIfE. Einige der Rezeptoren hätten nur auf bestimmte Substanzen reagiert, andere Sensortypen seien in der Lage, eine breite Palette zu erkennen. "So reichten drei der Rezeptortypen aus, um etwa die Hälfte der 104 getesteten Bitterstoffe zu detektieren", schreibt das Institut.

Sinn fürs Bittere ist angeboren

Die Sensoren würden generell natürliche und synthetische Stoffe erkennen. Die Wahrnehmung eines bitteren Geschmacks ist laut DIfE angeboren, auch Babys könnten die Stoffe schmecken. "Gibt man einem Kleinkind etwas Bitteres, so versucht es, das Bittere so schnell wie möglich wieder auszuspucken." Obwohl nicht generell ein Zusammenhang zwischen Bitterkeit und Giftigkeit bestehe, gingen Wissenschaftler im Allgemeinen davon aus, dass der Sinn für Bitteres vor dem Verzehr giftiger Nahrung bewahren soll, erläuterte das DIfE. (APA)