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Gehobene Stimmung im Hause Briatore.

Foto: APA/EPA

Paris - Ein Pariser Gericht hat am Dienstag die am 21. September vom World Motor Sport Council des Automobil-Weltverbandes FIA über den ehemaligen Renault-Teamchef Flavio Briatore verhängte lebenslange Sperre aufgehoben. Laut dem Tribunal de Grand Instance in Paris ist eine solche Suspendierung auf Lebenszeit "irregulär". Die Beweislage sei zudem sehr dünn, weil der Zeuge anonym sei und von der Verteidigung nicht befragt werden könne, hieß es in der Urteilsbegründung.

Briatore war von der FIA als Drahtzieher des Manipulationsskandals im Singapur-Grand-Prix 2008 verurteilt worden. Er kämpfte nicht nur um eine Aufhebung seiner Sperre sondern auch für eine Entschädigung in Millionen-Höhe. Der für fünf Jahre gesperrte Renault-Chefingenieur Pat Symonds hatte sich der Klage angeschlossen. Das Pariser Gericht sprach Briatore nun 15.000 Euro an Kompensation zu. Das Anwalts-Team der  FIA überlegt eine Berufung.

Familie in Pole-Position

Briatore plant derzeit kein Motorsport-Comeback. Er wolle sich stattdessen auf seine bevorstehende Vaterschaft vorbereiten. "Die einzige Formel, die mich jetzt interessiert, ist die Formel Kind", sagte er dem italienischen TV-Kanal RAI 2. Briatores Frau Elisabetta Gregoraci wird demnächst das erste gemeinsame Kind zur Welt bringen.

"Ich bin sehr glücklich. Ich hätte die Angelegenheit lieber innerhalb der Formel 1 gelöst, doch das war mit Max Mosley nicht möglich. Die einzige Möglichkeit war, sich an ein wirklich unabhängiges Gericht zu wenden", meinte Briatore.

"Ich bin viel ruhiger jetzt. Das Leid, das mir Mosley zugefügt hat, war riesig", erklärte Briatore. "Der Beschluss des Gerichts hat mir die Freiheit und meine Würde zurückgegeben, die mir Mosley auf schändliche Weise genommen hatte. Für mich ist heute ein glücklicher Tag, den ich genießen will", so Briatore.

Angeordneter Crash

Der Automobilverband hatte den 59-jährigen Italiener als Drahtzieher für den fingierten Unfall des früheren Renault-Piloten Nelson Piquet Jr. beim GP von Singapur im Jahr 2008 angesehen, wodurch Fernando Alonso der Sieg zugespielt werden sollte. Der Motorsport-Weltrat hatte den Vorfall als Regelverstoß von "beispielloser Schwere" bezeichnet. Briatore und Symonds waren in der Folge von Renault entlassen worden.

Briatore sieht sich hingegen als Bauernopfer. In der Klageschrift heißt es, der Weltrat unter Vorsitz des damaligen Verbandschefs Max Mosley sei "von einem maßlosen Verlangen nach persönlicher Rache geleitet" worden. Eine freie und faire Verteidigung gegen die Vorwürfe sei nicht möglich gewesen. Die FIA hatte diese Behauptung zurückgewiesen und erklärt, die Entscheidung sei von einer "überwältigenden Mehrheit der anwesenden Mitglieder" gefällt worden. Man habe nicht nur Briatores Verstrickung sondern auch die Tatsache, "dass er seine Verstrickung trotz aller Beweise weiterhin bestritt", sanktionieren wollen, hieß es damals in der Urteilsbegründung. Fahrer, die Briatore als Manager beschäftigen, erhalten zudem von der FIA keine Lizenz mehr.

Briatores Anwalt erklärte, Briatore sei unschuldig und habe von der Absprache des Unfalls nichts gewusst. Außerdem sei die FIA gar nicht befugt gewesen, die Sperre auszusprechen. Nur ein ordentliches Gericht hätte über eine Schuld seines Mandanten entscheiden können. Die FIA erklärte dagegen, sie könne selbst über die Zulassung von Teilnehmern aus Sicherheitsgründen entscheiden. (red/APA/sid/Reuters)