Belgrad - Die serbisch-orthodoxe Kirche hat am Dienstag an die Kosovo-Serben appelliert, in ihre früheren Heime zurückzukehren, "mit ihren Heiligtümern zu leben und den Kosovo zu wahren". Der Appell ist in der vom als Patriarchatsverweser fungierenden montenegrinischen Metropoliten Amfilohije (Radovic) verlesenen Weihnachtsbotschaft enthalten. Die serbisch-orthodoxe Kirche feiert Weihnachten am 7. Jänner.

Der Kosovo hat im Februar 2008 einseitig seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Bisher wurde diese von 64 Staaten anerkannt, darunter die USA und vier Fünftel der EU-Staaten. Der Internationale Gerichtshof (IGH) prüft derzeit die Rechtmäßigkeit der kosovarischen Unabhängigkeitserklärung.

Der Kirchenappell erfolgte nach der Aussage eines Regierungsfunktionärs bezüglich der "niederschmetternden" Zahl jener serbischen Flüchtlinge, die im Vorjahr in ihre einstigen Heime im Kosovo zurückgekehrt waren. Der Staatssekretär im serbischen Kosovo-Ministerium, Oliver Ivanovic, gab die konkreten Zahlen zwar nicht an, meinte jedoch, dass von rund 150.000 Serben, die nach dem Ende des Kosovo-Krieges im Juni 1999 aus der damaligen südserbischen Provinz geflüchtet waren, seitdem nur etwa 6.000 in ihre Heime auch zurückgekehrt seien. 

Kosovo: Tadic soll Besuch nicht für politische Reden missbrauchen

Unterdessen hat die Regierung Kosovos dem serbischen Präsidenten Boris Tadic einen Besuch in der vormaligen südserbischen Provinz am 7. Jänner erlaubt. Der Aufenthalt dürfe jedoch nicht für politische Reden missbraucht werden, wurde Vizepremier Rame Manaj von Medien zitiert. Die kosovarische Tageszeitung "Koha Ditore" berichtete am Dienstag, dass Tadic das serbisch-orthodoxe Kloster Decani und das von Serben bewohnte Dorf Osojane besuchen möchte.

Tadic hatte Ende Dezember gegenüber dem serbischen staatlichen TV-Sender RTS erklärt, dass er von der internationalen Staatengemeinschaft im Kosovo die Zustimmung für einen Besuch im Kosovo beantragt habe. Laut "Koha Ditore" wurde der Antrag an die EU-Mission in Belgrad gerichtet, die diesen dem Internationalen Zivilbüro (ICO) in Pristina (Prishtina) weiterleitete. Von dort wurde die kosovarische Regierung informiert.

Tadic hatte zuletzt im April 2009 das Kloster Decani besucht. Die kosovarische Regierung hatte sich auch damals mit dem Besuch einverstanden erklärt. Belgrad lehnt seit der Ausrufung der Kosovo-Unabhängigkeit im Februar 2008 jeden direkten Kontakt mit Pristina ab. (APA)