Amsterdam - Der Nigerianer, der am ersten Weihnachtsfeiertag versucht hatte, auf einem Flug von Amsterdam nach Detroit Sprengstoff zu zünden, hat die Ermittler der US-Bundespolizei FBI mit "nützlichen Informationen" versorgt. Das teilte das Weiße Haus am Dienstag mit.

Der verhinderte Attentäter hat den Plastiksprengstoff in seiner Unterhose nach Überzeugung von Ermittlern aus Nigeria mitgebracht und nicht erst in Amsterdam bekommen. Das habe unter anderem die Auswertung von rund 200 Stunden Bildmaterial verschiedenster Überwachungskameras auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol ergeben, teilte die niederländische Staatsanwaltschaft am Dienstagabend mit. Der Nigerianer war aus Lagos gekommen und auf dem Flughafen Amsterdam-Schiphol zwischengelandet.

Es könne ausgeschlossen werden, dass der Nigerianer, der am ersten Weihnachtsfeiertag versuchte, ein US-Passagierflugzeug beim Anflug auf Detroit zum Absturz zu bringen, den Sprengstoff von Kumpanen in Schiphol bekam. Der 23-jährige Umar Farouk Abdulmutallab habe sich nach der Ankunft mit einer Maschine der niederländischen Gesellschaft KLM etwa eine Stunde im Transitbereich von Schiphol aufgehalten, erklärten Ermittler. Bevor er an Bord der US-Maschine gelassen wurde, habe er die herkömmliche Personenkontrolle passiert, ohne dass der Sprengstoff entdeckt wurde.

Einführung von Nacktscannern in den Niederlanden beschlossen, in Kanada geplant

Niederländische Spezialisten untersuchen noch den beschlagnahmten Sitz des Nigerianers in der KLM-Maschine auf eventuelle Mikro-Spuren des Sprengstoffs. Zudem werden noch Personen vernommen, die mit dem Attentäter seit dem Einchecken in Nigeria Kontakt hatten - darunter Passagiere, aber auch Mitarbeiter der Personenkontrolle am Airport in Lagos.

Als Konsequenz aus dem nur von beherzten Fluggästen vereitelten Sprengstoffanschlag haben die Niederlande als erstes Land Europas die Einführung routinemäßiger Passagierkontrollen mit Körperscannern beschlossen. Der Amsterdamer Flughafen hat dafür inzwischen 60 Scanner einer neuen Gerätegeneration geordert. Sie sollen die Kontrollierten zwar bis auf die Haut durchleuchten, so dass am Körper versteckter Sprengstoff erkennbar wird, jedoch keine Nacktbilder erzeugen. 

Nach den Niederlanden und Großbritannien plant Kanada nun ebenfalls den Einsatz von Körperscannern. Diese würden in den kommenden zwei Monaten auf den neun größten Flughäfen wie Toronto, Montreal und Vancouver installiert, kündigte ein Sprecher des kanadischen Transportministeriums an. Die Scanner würden lediglich bei Flügen in die USA eingesetzt.

Sicherheitsexperten aus den USA berieten mit EU-Vertretern

Währenddessen haben hochrangige Sicherheitsexperten aus den USA am Dienstag in Brüssel mit EU-Vertretern Beratungen über Konsequenzen aus dem gescheiterten Anschlagsversuch aufgenommen. Eine Delegation des US-Heimatschutzministeriums traf in Brüssel ein, um ähnlich wie in anderen Weltregionen für höhere Sicherheitsstandards an Flughäfen zu werben. Wenn Veränderungen beim Einsatz etwa von Körperscannern eingeführt werden sollten, müsse es dabei "eine klare transatlantische Partnerschaft" geben, sagte ein EU-Justizvertreter.

Die US-Regierung wolle erreichen, dass "effiziente Sicherheitsmaßnahmen" für alle Flüge in Richtung USA bestünden, erklärte die US-Delegation. Dabei bezieht sie sich unter anderem auf die Liste von 14 Ländern, die nach Einschätzung der US-Regierung einer verstärkten Beobachtung bedürfen. Reisende aus diesen Ländern sollen ab sofort systematisch abgetastet und mit einem Körperscanner durchleuchtet werden.

Unter den Ländern befinden sich Kuba, der Iran, der Sudan, Syrien, Afghanistan, Jemen, Libyen, Pakistan, Nigeria und Somalia. Einzelheiten zu den Brüsseler Beratungen wollten beide Seiten zunächst nicht bekanntgeben. Die US-Delegation will auch Länder mit Großflughäfen in Afrika, Asien, dem Nahen Osten und Südamerika aufsuchen. (APA/Reuters)