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CES 2010: 3D-TV wird im Mittelpunkt der Show stehen.

Foto: Archiv

Die Gerüste sind aufgezogen, die Organisatoren streifen noch ein letztes Mal durch die weiten Messehallen des Las Vegas Convention Centers und sorgen noch für den letzten Feinschliff. Am Donnerstag, dem 7. Jänner 2010, in rund 24 Stunden, wird die jährliche Consumer Electronics Show (CES), die größte Messe rund um Unterhaltungselektronik, Gagdets und Computer, im Schein der Stadt der Lichter ihre Pforten öffnen. Die Augen der internationalen Presse sind allerdings schon auf den Vortag gerichtet. In einer Marathonsession werden am Mittwoch die führenden Elektronikkonzerne, angefangen von LG und Toshiba, über Samsung, Panasonic bis hin zu Sony ihre Produktinnovationen für die kommenden Monate vorstellen. Den abendlichen Abschluss macht schließlich der Softwaregigant Microsoft, dessen Firmenchef Steve Ballmer nach der jüngsten Kritik an dessen Führungsqualitäten von den tausenden anwesenden Industrievertretern besonders genau beäugt wird.

Mobile Hoffnung und hoffnungsvolle Gesten

Während Ballmer wohl nicht umhinkommen wird, über das schwächelnde Windows Mobile-Segment zu referieren und wie WM 7 kommenden Herbst alles besser machen wird, darf man sich von Microsofts Präsentation auch einen Ausblick auf die neuesten PCs, Laptops und Netbooks der Branchenvertreter Dell, HP und Co. erwarten. Die Wetten stehen auch gut, dass das Unternehmen weitere Einblicke in die Entwicklung von "Project Natal" geben wird. Was als Controller-loses Gaming für die Xbox 360 im Winter starten soll, könnte künftig auch für Windows-PCs interessant sein. Schließlich integriert das Peripheriegerät nicht nur einen Infrarotsensor zur Erfassung von Gesten, sondern auch Mikrofone und eine Kamera für Sprachsteuerung und Videokonferenzen. Bislang wurde von Project Natal allerdings nicht mehr gezeigt, als ein paar Spiele-Demos - die Zeit drängt.

3D und clevere Fernseher

Für die Fernsehhersteller wird sich dieses Jahr alles um das Thema 3D drehen. Die Plakate vor der Messehalle sprechen eine deutliche Sprache: Was als weihnachtliches Kinoerlebnis mit "Avatar" die Massen begeisterte, soll ab 2010 in zumindest etwas kleinerer Form auch in den Wohnzimmern möglich werden. Jeder Hersteller verspricht 3D-taugliche Geräte, seien es Plasma-Screens oder schlanke LCDs mit LED-Hintergrundbeleuchtung. Das neue Heimkino-Erlebnis setzt neben tauglichen Fernsehern fürs erste noch eine spezielle Shutter-Brille voraus, soll aber ansonsten nichts mehr mit den kopfwehverursachenden Anfängen der Technologie gemeinsam haben - Full HD sei dank. Die unter zunehmend geringeren Margen leidende Branche erhofft sich von 3D den großen Aufschwung. Laut einer aktuellen Studie von DisplaySearch sollen die weltweiten Einnahmen durch 3D-Displays bereits 2018 die 20-Milliarden-Dollar-Grenze überschreiten. Dies würde ab 2010 ein jährliches Umsatzwachstum von über 30 Prozent bedeuten. Die Prognose klingt optimistisch, doch die Industrie scheint fest an die nächste Stufe des Fernsehens zu glauben. Die anfänglichen Treiber sollen neben Blu-ray-Filmen vor allem Videospiele sein, die PlayStation 3 soll etwa schon 2010 ein passendes Update erhalten.

Neben 3D sorgen sich Elektronikkonzerne um eine immer engere Verstrickung von Internet und TV. Künftig wird man mit Fernsehern direkt ins Internet einsteigen, Videokonferenzen führen und Filme herunterladen können. Das bedingt einerseits schnellere Prozessoren in den Geräten und andererseits die Integration von Webcams und Festplatten. Auf der CES wird das Motto jedenfalls "Klotzen, statt Kleckern" lauten.

Schlaue Handys, tastaturlose Rechner und Netbooks

Mit Googles Handybetriebssystem Android wurde parallel zu Apples iPhone ein wahrer Boom rund um Smarthphones losgetreten. Die Fachmesse Mobile World Congress startet zwar erst in einigen Monaten, nach Googles jüngster Präsentation des neusten Android-Handys "Nexus One" ist aber auch schon in den kommenden Tagen mit dem ein oder anderen Handy-Highlight zu rechnen.

Neben den smarten Handys haben auch tastaturlose Laptops - Tablet-PCs - Auftrieb erhalten. Zwar steht hier vor allem Apples viel kolportierter Tablet im Zentrum der Aufmerksamkeit, der vermutlich erst im März auf den Markt kommt, doch werden auch Tablets mit Microsofts Betriebssystem Windows 7 und Googles superschlankem Browser-Betriebssystem Chrome OS erwartet. Allerdings wird sich zeigen müssen, ob es für die Touchscreen-Computer mittlerweile einen Markt gibt. Aufgrund behäbiger Eingabemethoden ist das Konzept in den vergangenen Jahren in der Versenkung geblieben.

Nicht so schlau, dafür umso komfortabler wird sich das neue Aufgebot an Ebook-Readern präsentieren. Nach den Erfolgen von Amazons Kindle und ähnlichen Lesegeräten haben sich bereits die ersten Neuentwicklungen angekündigt. Parallel zum schlankeren Erscheinungsbild, spielt die Touchscreenbedienung eine wesentliche Rolle. Auch darf man sich auf erste Modelle mit farbiger elektronischer Tinte freuen.

In Zukunftsfantasien schwelgen

Neben konkreten Produkten kann auf der Gagdet-Show des Jahres wie immer mit allerlei ausgefallenen Ideen und Prototypen gerechnet werden. Neben Technologien zur Gedankensteuerung, über intuitive Steuerungskonzepte nach Vorbild des Zukunftsfilms "Minority Report" bis hin zu Handy-Uhren, Haushaltsrobotern und millimeterdünnen OLED-Displays reicht die Palette der innovativen Hoffnungsträger. Insbesondere bei letzteren Bildschirmen könnte es einige Neuerungen geben, nachdem vergangenes Jahr bereits Prototypen in der 30-Zoll-Kategorie gezeigt wurden. Der WebStandard wird Sie auf dem Laufenden halten...

(Zsolt Wilhelm aus Las Vegas, derStandard.at, 6.1.2010)