Wien - Sie kamen in den Morgenstunden und komplimentierten die letzten zehn Unentwegten hinaus: Am Dreikönigstags räumten Securitys den Hörsaal C1 am Campus der Uni Wien. Damit ist eines der letzten besetzten Auditorien Österreichs wieder für den Universitätsbetrieb verfügbar.
Bereits am Dienstagabend hatten sich Rektorat und Besetzer auf die Freigabe des zweitgrößten Wiener Hörsaals geeinigt. Die mehrheitliche Zustimmung aus dem Plenum der Besetzer ist allerdings an Bedingungen geknüpft: Das Rektorat versprach den Studierenden die weitere Benutzung des C1, wenn kein Lehrbetrieb stattfindet. Außerdem wurden den Besetzern nach Auskunft eines Sprechers von der Protestplattform "unsereuni" das Foyer des Hörsaalzentrums sowie die Aula im Hof 1 als Arbeitsräume zugesichert.
Aus dem Rektorat der Universität Wien heißt es dazu, dass "auf jeden Fall Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden". Man sei "immer gesprächsbereit" gewesen und halte diese Verhandlungsbereitschaft nach wie vor aufrecht.
Heute, Donnerstag, werden die bereits im Dezember gestarteten Gespräche zwischen der Hochschülerschaft (ÖH) und dem Rektorat weitergeführt. Auch die Besetzer nehmen an dem Treffen teil. Verhandelt wird vor allem, wie die 34 Millionen, die das Wissenschaftsministerium aus seiner Universitätsreserve lockergemacht hat, verteilt werden sollen. Der Uni Wien werden nach Angabe des Rektorats voraussichtlich acht bis neun Millionen Euro zur Verfügung stehen. Vertreter der Besetzer verbuchen diese Finanzspritze als einen der großen Erfolge der Protestbewegung. Im Gegenzug, rechnet das Rektorat vor, hätten die Besetzungen in Summe aber auch 1,5 Millionen gekostet.
Stärkerer Sicherheitsdienst
Zeitgleich mit den morgigen Verhandlungen werden auch das Audimax und das Neue Institutsgebäude (Nig) wieder für die Studierenden geöffnet. Das Rektorat kündigt aber einen verstärkten Sicherheitsdienst an, der in der derzeitigen Situation notwendig sei.
In einem offenen Brief "aus, an und für die Bewegung" fordern die Besetzer auf unsereuni.at die Weiterführung des Dialogs über inhaltliche Themen. Geplant ist ein "Gegengipfel" zu den offiziellen Feiern zum zehnjährigen Jubiläum der sogenannten Bologna-Reform, die am 11. und 12. März 2010 in Wien und Budapest stattfinden. Eine Wiederbesetzung des Audimax ist derzeit nicht geplant. Vielmehr hoffen die Studierenden auf konstruktive Arbeit in den Arbeitsforen zum "Dialog Hochschulpartnerschaft" des Wissenschaftsministeriums. (Gerda Mackerle/DER STANDARD-Printausgabe, 7.1.2010)