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Regina Mader nutzte die Gunst der Stunde.

Foto: REUTERS/Dominic Ebenbichler

Haus im Ennstal - Den Damen-Weltcuprennen in Haus im Ennstal drohen beim Comeback "exotische" Ergebnisse. Nachlassender Schneefall sorgte am Donnerstag dafür, dass im Abschlusstraining für die beiden Abfahrten und den Super-G mit Lotte Smiseth Sejersted eine unbekannte Norwegerin in 1:41,22 Minuten vor einer Britin (Chemmy Alcott) sowie der ÖSV-Läufern Regina Mader Bestzeit erzielte.

In Startnummer hieß das: 63 vor 47 und Nummer 54. "Man kann also nur hoffen, dass es am Freitag ein faires Rennen wird", sagte die deutsche Co-Favoritin Maria Riesch, die mit Nummer 16 wie alle Favoritinnen noch bei dichtestem Schneefall unterwegs gewesen war und im letzten Training vor dem dritten Speed-Wochenende der Olympia-Saison nur 25. wurde. Es soll auch am Freitag zur Rennzeit (11.30 Uhr) heftig schneien. Was blieb, war die Hoffnung auf wenigstens gleichbleibende Verhältnisse.

Riesch mit Vorfreude

Rieschs Stern war vor sechs Jahren in Haus aufgegangen, als 19-Jährige hatte sie damals zwei der drei Speedrennen gewonnen. "Seit ich weiß, dass hier wieder Rennen sind, freu ich mich drauf. Endlich wieder Haus", jubilierte die Deutsche und wunderte sich. "Wahnsinn, wie schnell die sechs Jahre vergangen sind. "Mir kommt vor, als ob es gerade erst Wochen her wäre!"

Angetan vom Haus-Comeback zeigte sich auch Rieschs Hauptkonkurrentin Lindsey Vonn, mit der sich die Deutsche in den kommenden drei Tagen im Ennstal um die Weltcupführung matchen wird. Im Zagreb-Slalom hat Riesch wieder die Führung übernommen, liegt nach 14 Rennen mit 599 Punkten aber gerade mal fünf Zähler vor íhrer besten Freundin Vonn (594).

Ihrer Freundschaft soll der beinharte Kampf um die große Kugel aber nichts anhaben. Im Gegenteil. Bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier im Hause Riesch gab es Ohrringe für Lindsey und ein Sound-System für Maria. Jetzt will die verheiratete Vonn sich sogar um einen Mann für Maria umschauen. "Sagt's ihr, sie soll es lassen, ich hab derzeit keine Zeit für sowas", scherzte Riesch in Haus.

Vonn will gute Ergebnisse

Vonn hat als beste Abfahrerin der Gegenwart trotz ihrer andauernden Handprobleme in den kommenden drei Tagen leichte Vorteile. "Ich werde versuchen, Punkte auf Maria wettzumachen", versprach die 25-jährige US-Amerikanerin, die zuletzt in Lake Louise, wo ihr Elisabeth Görgl im Super-G um 3/100 das Triple vermasselte, die Chance auf drei Siege an drei Tagen verpasst hatte. "Wäre natürlich super, wenn es hier in Haus klappt. Aber das ist nicht wichtig für mich, für mich zählen in erster Linie gute Ergebnisse", winkte die Doppelweltmeisterin ab.

Nur eines ärgert Vonn dieser Tage. Der ständige Verweis darauf, dass große und schwere Läuferinnen Vorteile in den Speedbewerben hätten. Sogar das Wort "übergewichtig" will Lindsey gehört oder gelesen haben. "Man braucht auch gute Technik und schnelle Beine. Wir werden ja am Freitag sehen, wie eine übergewichtige Läuferin fährt", giftete die Siegerin von 25 Weltcuprennen, die als in Thalgau professionell trainierende Red-Bull-Athletin zu den fittesten Fahrerinnen im Zirkus zählt und als einzige einen Herren-Rennski fährt.

Ärger über Gewichtsdebatte

Aber das Thema wurde ohnehin nur medial hochgekocht. Selbst die "zarten" ÖSV-Damen winkten ab. "Natürlich treibt die Masse. Aber man muss schon noch in erster Linie gut Skifahren können", meinte auch Görgl, Österreichs einzige Speed-Siegerin bisher in dieser Saison, die als Steirerin in Haus Heimvorteil genießt. "Ein höheres Gewicht muss man erst einmal umsetzen, ich sehe diesbezüglich keinen Nachteil", meinte auch Andrea Fischbacher.

Nachdem die ÖSV-Damen durch die Rücktritte von Michaela Dorfmeister (2006), Brigitte Obermoser (2007), Alexandra Meissnitzer (2008) und zuletzt Renate Götschl (August 2009) in den Speed-Bewerben einen enormen Aderlass erlitten haben, sind Görgl, Maria Holaus ("Ich habe meine Ziele etwas zurückgeschraubt") oder Fischbacher ("Mir fehlt nach dem Trainingsrückstand im Herbst noch das letzte Selbstvertrauen") gut für Einzelerfolge. "Eine Seriensiegerin sehe ich derzeit bei uns nicht", weiß Trainer Jürgen Kriechbaum, der nach 16 Jahren bei den Herren nun das Regiment bei Österreichs Speed-Damen übernommen hat.

Dass Potenzial da ist, bewies in Haus Regina Mader im Abschlusstraining. Bei guter Sicht lag die Tirolerin bei der letzten Zwischenzeit über eine halbe Sekunden voran, ehe sie abgewunken wurde und nochmals starten musste. Auch beim Re-Run lag die 24-jährige lange auf Bestzeitkurs. "Ich habe solche Nebenhöhlenprobleme, ich krieg' kaum Luft", japste die Erpfendorferin im Ziel. "Das darf man natürlich nicht überbewerten. Mein Ziel sind die Top-30", gab sie sich aber realistisch.

Nicole Schmidhofer, als Fünfte zweitbeste ÖSV-Fahrerin, will mehr, nämlich die Top-20. Der 20-jährigen Steirerin aus dem Lachtal werden in Haus auch die Eltern zusehen. "Ich werde nervös sein bis auf den Boden", betonte Schmidhofer. (APA)

Endstand des Abschlusstrainings am Donnerstag für die Weltcup-Abfahrten in Haus im Ennstal (Freitag und Samstag/Start jeweils 11.30 Uhr):

1. Lotte Smiseth Sejersted (NOR) 1:41,22 Minuten
2. Chemmy Alcott (GBR) +0,15 Sekunden
3. Regina Mader (AUT) 0,33
4. Viktoria Rebensburg (GER) 0,69
5. Nicole Schmidhofer (AUT) 0,70
6. Kajsa Kling (SWE) 0,86
7. Chelsea Marshall (USA) 0,91
8. Marion Rolland (FRA) 0,96
9. Maria Holaus (AUT) 1,16
10. Lindsey Vonn (USA) 1,22
11. Stefanie Köhle (AUT) 1,29
12. Elisabeth Görgl (AUT) 1,32
Weiter:
22. Margaret Altacher (AUT) 1,66
23. Christina Staudinger (AUT) 1,70
37. Anna Fenninger (AUT) 2,18
41. Stefanie Moser (AUT) 2,48
42. Andrea Fischbacher (AUT) 2,66
48. Michaela Kirchgasser (AUT) 2,73
59. Karin Hackl (AUT) 3,37