Kuala Lumpur - Nur eine Woche nach seinem Entscheid, dass der Name "Allah" von Christen wie Muslimen verwendet werden darf, hat der Oberste Gerichtshof in Malaysia das Urteil wieder ausgesetzt. Die malaysische Regierung hatte am Montag wegen wachsender Proteste im Land Berufung einlegen lassen. Das Urteil war als Zeichen gesellschaftlicher Offenheit aus Asien im Gegensatz zum umstrittenen "Minarettverbot" in der Schweiz verstanden worden.

Höchstrichterin Lau Bee Lan erklärte am Mittwoch, ihr Urteil trete nicht in Kraft, bevor nicht ein Berufungsverfahren entschieden ist. Ein Termin für dieses Verfahren steht noch nicht fest. Lan hatte zuvor entschieden, dass es das Recht von Nichtmuslimen in Malaysia ist, das Wort "Allah" zu benutzen. Gegen das Verbot geklagt hatte ein katholischer Pastor, der eine Wochenzeitung in Englisch und Malaiisch herausgibt und dabei als Übersetzung für "Gott" den Namen "Allah" verwendete.

Muslimführer in Malaysia hatten sofort gegen das Urteil protestiert. Eine Facebook-Seite, die am Montag startete, hat mittlerweile über 90.000 Unterstützer, darunter auch Handelsminister Mukhriz Mahathir, den Sohn des langjährigen früheren Premiers. In Malaysia, einer ehemals britischen Kolonie mit einer Mischung aus Malaien, Chinesen und Indern, gibt es rund 850.000 Christen unter den 28 Millionen Einwohnern. (mab, AP, DER STANDARD, Printausgabe, 7.1.2010)